Behutsame Erneuerer

Bauen in Beziehung zur Umgebung – dieses Credo liegt allen Projekten zugrunde
Das heimische Architekturbüro "Dietrich I Untertrifaller" gilt über die Landesgrenzen hinweg als Wegbereiter des modernen Holzbaus. Wie gut die Vorarlberger ihr Handwerk beherrschen, zeigt eine neue Monografie.

Wie kann man Tradition bewahren und zugleich zeitgemäß interpretieren, ohne einer Mode nachzueifern? Mit dieser Frage setzen sich Helmut Dietrich und Much Untertrifaller seit über 20 Jahren auseinander. Die Antwort? Bauen im Kontext.

Wie das geht, zeigt ihre jüngste Monografie – die bereits dritte Werkschau des 1994 gegründeten Büros. Anlass für den knapp 400-Seiten-Schmöker waren internationale Aufträge in Frankreich, Deutschland und der Schweiz, die das Büro innerhalb weniger Jahre für sich entscheiden konnte. Neben einem nach Gebäudetypologien sortierten Querschnitt durch das Gesamtwerk werden 18 Bauten näher vorgestellt.

Darunter etwa die Niederlassung der Hypo Vorarlberg in Wien im historischen Zacherlhaus auf dem Wildpretmarkt. Das zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtete Haus von Josef Plečnik, ein aus Laibach stammender Otto-Wagner-Schüler und gelernter Tischler, wurde auf mehreren Etagen für einen modernen Bankbetrieb adaptiert. Um an Plečniks Konzept anzuknüpfen, wurden u.a. Auslagenfenster ohne Unterteilung eingesetzt sowie Stützen und Wandverkleidungen zu zwei Drittel ihrer Höhe in geölter Eiche getäfelt. Fingerspitzengefühl war auch in Lech-Zug am Arlberg gefragt. Neben dem ursprünglich im Jahr 1651 als Bauernhaus errichteten Hotel "Rote Wand" schufen sie seit 2007 mehrere Zubauten, zuletzt ein Mitarbeiterhaus – in dem dörflichen Ambiente, das sich der Ortsteil bis heute bewahren konnte, ein heikler Balanceakt zwischen Tradition und Moderne.

Mit ihren rund 70 Mitarbeitern und Niederlassungen in Wien, Paris, München und St. Gallen sind Dietrich I Untertrifaller naturgemäß auch im Ausland tätig. Wissen um vorhandene Qualitäten war etwa bei der Revitalisierung und Erweiterung des Musik- und Kongresshauses in Straßburg gefragt. Auch zwei Bildungsbauten in Frankreich lassen Feingefühl erkennen: Die "École Nationale Supérieure d’Art et de Design", ein Gebäude für die Kunsthochschule in Nancy, deren Fassade an die regionaltypischen Stadthäuser angelehnt ist. Oder das "Collége Jean Monnet", eine Ganztagesschule außerhalb von Broons, einer kleinen Gemeinde in der Bretagne. Durch den Einsatz zweiteiliger Fensterbänder werden Sichtbeziehungen hergestellt und die Umgebung ins Innere geholt.

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Einen weiteren Einblick liefert eine Fotostrecke, die Werke der vergangenen Jahre zeigt – vom Stadthallen-Zubau in Wien bis zum Festspielhaus in Bregenz. Visualisiert wurde sie von Bruno Klomfar, der die Arbeit der Bregenzer seit knapp zwei Jahrzehnten bildlich dokumentiert.

Vorschau

In Wien werden demnächst einige neue Projekte von Dietrich I Untertrifaller fertiggestellt: Etwa die Volksschule Christian-Bucher-Gasse und die Waldorfschule im Maurer Schlössl. In Bau befindet sich außerdem die Wohnanlage Rittersporn auf dem Dach eines Supermarktes in der Zschokkegasse sowie drei Wohnblöcke der Anlage „In der Wiesen Süd“ in Liesing. Weitere Wohngebäude sind in der Laxenburgerstraße und in der Jagdschloßgasse geplant. Nach einem Wettbewerbsgewinn werden sie zudem ein Wohnprojekt in der Seestadt Aspern umsetzen. Großvolumige Anlagen errichten die Planer auch in Tirol und Salzburg: 170 Wohnungen werden nach ihren Plänen etwa in Innsbruck im Stadtteil Pradl/ Andechsstraße entstehen. Zwei Bürohäuser und ein Wohnhaus werden im Herbst auf dem Stadtwerke-Areal in Lehen fertiggestellt.
www.dietrich.untertrifaller.com

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