Bauen unter 50 Quadratmeter

Bauen unter 50 Quadratmeter
Bauen unter 50 Quadratmeter: Fünf Beispiele zeigen, wie raffinierte Architektur auf kleinen Grundstücken komfortables Wohnen ohne Verzicht ermöglichen kann.

Es gibt viele Gründe, die für ein kleines Haus sprechen. Oft sind sie pragmatischer Natur, wenn etwa das Budget knapp ist oder – vor allem in Großstädten – der Platz fehlt. Aber nicht immer sind äußere Umstände entscheidend. Manche Menschen wollen ihren Wohnraum – und ihren ökologischen Fußabdruck – bewusst klein halten. Oder sie verfolgen Lebensentwürfe, die neue Wohnformen fordern: Moderne Nomaden, die an unterschiedlichen Orten arbeiten und leben, stellen neue Ansprüche an Wohn- und Arbeitsräume. Andere wiederum sehnen sich nach einem Ort der Ruhe und suchen ein Wochenendhaus, das auf das Wesentliche reduziert ist. So vielfältig die Wünsche der Bauherren, so unterschiedlich die Lösungen – von maßgeschneiderten Häusern bis hin zu modularen, transportablen Heimen.

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Dieser Herausforderung nehmen sich immer mehr Architekten und Gestalter an – unter anderem das dänische DesignunternehmenVipp. Die Firma hat ein vorgefertigtes Edelstahlhaus entwickelt, das per Lkw transportiert werden kann. "Vipp Shelter" wurde vor Kurzem an einem See bei Kopenhagen aufgestellt – könnte aber auch an jedem anderen Ort der Welt errichtet werden. Das minimalistische Objekt mit einer Wohnfläche von 48 Quadratmeter wird vollständig eingerichtet – vom Bad über das Besteck bis zur Bettwäsche – aufgestellt. Das lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: 485.000 Euro sind für den Stahlkubus inklusive Innenausbau, Lieferung und Montage fällig.
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Dass es auch günstiger geht, zeigt das Wochenendhaus "Casa Invisible". Ziel war es, "mit wenig Mitteln eine hohe Raumqualität zu erreichen", schildert Dietmar Feistel vonDelugan Meissl Associated Architects (DMAA). Wichtiges Thema auch hier: die Vorfertigung. Das Haus wird in der Halle produziert und schlüsselfertig per Lkw zum Grundstück gebracht. Aus dieser Überlegung leiten sich auch die Außenmaße des Gebäudes von 14,5 x 3,5 Meter ab. Sie ermöglichen einen reibungslosen Transport mit dem Tieflader.

Innen wie außen besteht das Einraum-Haus aus Kreuzlagenholz, das für einen schnellen Aufbau, ein angenehmes Raumklima und gute thermische Eigenschaften sorgt. Dank der schönen Oberfläche sind weder Teppich noch Wandverkleidung nötig. "Das Material, das das Haus trägt, wird gezeigt", sagt Feistel. Während die Wände innen roh belassen wurden, ist die Fassade mit einer spiegelnden Oberfläche verkleidet.

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"Man soll die Einheit an jedem Ort aufstellen können. Eine Holzbox etwa wäre von Weitem sichtbar. Durch die Verspiegelung wird das Haus aber fast unsichtbar. Es verschmilzt mit der Umgebung und tarnt sich in der Landschaft", schildert Feistel. Positiver Nebeneffekt: Die Fassade reflektiert die Sonne und wirft die Hitze zurück.Kostenpunkt für das kleine Unsichtbare: Ab 125.000 Euro darf man sich Hausbesitzer nennen, exklusive Transport und Anschlüsse. Für den 45 Quadratmeter großen Innenraum gibt es unterschiedliche Ausstattungsvarianten und auch die Gestaltung der Fassade ist frei wählbar. Dadurch wird es auch anderen Funktionen gerecht – etwa als Apartment eines Hotels.

Einen Beitrag leistet auch der Spanier Anton Ábaton von Ábaton Arquitectura: Quasi als Gegenpol zu den Spekulationsbauten, die 2008 die Immobilienblase zum Platzen brachten, entwickelte er ein mobil transportierbares Heim für zwei. Auch "APH80" kann überall zu Hause sein, weil es keinen festen Bauplatz benötigt und per Lkw transportierbar ist.

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Auf einem Grundriss von drei Mal neun Meter vereint das madrilenische Studio Wohnbereich und Küche, Schlafraum sowie Bad und Dusche auf gerade einmal 27 Quadratmeter. "Unser Haus richtet sich an Kunden, die das natürliche Leben schätzen. Menschen, die kleine Dinge genießen und Wert auf Design, Komfort und Ökologie legen", erklärt Ábaton.

Zu ihnen zählt auch ein Österreicher: Der Grazer Peter Niss bewohnt mit seiner Frau ein "APH80" bei Graz. "Das Haus hat viele Features: Das Satteldach ist gut bei Schnee und Regen. Seine Form erinnert an eine Hütte und integriert sich in unser Landschaftsbild. Das Gebäude ist zu 100 Prozent recycelbar und gut gedämmt. Außerdem kann man das Haus wie eine Schatulle komplett schließen, wodurch es vor Einbruch sicher ist", sagt Niss.

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Seine FirmaLandyachthafenvermittelt die mobile Unterkunft nun auch an andere Interessenten: "Besichtigungen sind jederzeit vereinbar, auch eine Probenacht ist möglich", sagt Niss. Preislich bewegt sich "APH80" in einem durchaus erschwinglichem Rahmen: Inklusive Bad und Küche ist es ab 48.000 Euro erhältlich. Rund 6000 Euro kostet der Transport.

Auch ein fester Wohnsitz kann mit wenig Platz auskommen, wie zwei Beispiele in Wiener Kleingartensiedlungen zeigen. Laut Gesetz dürfen in der Bundeshauptstadt nämlich 25 Prozent, jedoch maximal 50 Quadratmeter der Gesamtgrundstücksfläche bebaut, das Gebäude unterkellert und ganzjährig bewohnt werden. Architektin Judith Benzer von 24gramm Architektur: "Grundstücke sind in Wien praktisch unleistbar, auch im Speckgürtel. Kleingärten stellen wegen der besonderen Regelungen eine ernsthafte Option für Familien dar. Dieser Trend ist beobachtbar. Eine vierköpfige Familie kommt auch mit 150 QUadratmeter Wohnfläche aus."

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Benzer stellte erst vor Kurzem die "Nonne am Schafberg" fertig. Es handelt sich um einen weißen Kubus, bedeckt von einer Haube aus schwarz lasierter Fichte. Sie lenkt den Blick über den Schafberg und schirmt das Zuhause gegen die Nachbarn ab. Ausgangslage war ein 200 Quadratmeter großes Hanggrundstück, auf dem ein Wohnraum von 130 Quadratmetern für drei bis vier Personen entstand. Im Keller wurden 80 Quadratmeter Wohnfläche in den Grundriss integriert. Verglasungen und Türen bis unter die Decke vermitteln ein großzügiges Raumgefühl.
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Der ebenerdige Wohnbereich kann im Sommer barrierefrei an die vorgelagerte Terrasse angeschlossen und um 20 Quadratmeter erweitert werden. Die in Beton gegossene Küchenbank setzt sich draußen fort und kann mit einem Holzkeil zu einem durchgehenden, sechs Meter langen Möbel verbunden werden. So finden bis zu 30 Personen an einer Tafel Platz. Blickfang im Inneren ist eine neun Meter hohe Sichtbetonwand, die die Stiege flankiert und sich von oben bis nach unten in den Keller erstreckt.

An der Alten Donau entwarf Architekt Markus Taxer von ALLCOLOURS in Zusammenarbeit mit Bernd Leopold ein Wohnhaus für zwei Personen. 48,7 Quadratmeter des knapp 200 Quadratmeter großen Grundstücks in der Siedlung "Klein Brasilien" wurden bebaut, die Wohnfläche misst etwa 120 Quadratmeter.

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Davon entfalten sich 51 Quadratmeter im Keller: Ein Arbeits- und ein Technikraum, Bade- und Schlafzimmer kommen hier unter. Für ausreichend Licht sorgt die zentrale offene Stiege, ein außenliegender Treppenabgang und ein innenliegender Lichtschacht aus poliertem Edelstahl.

Das Erdgeschoß, als offener Raum konzipiert, beherbergt eine große Wohnküche, ein WC-Box und die Garderobe und wird von einem 5,5 Meter hohen Luftraum mit Galerie dominiert. Das gesamte Geschoß ist rundum raumhoch verglast und auf dem Boden ist innen wie außen ortstypischer Naturstein verlegt. "Drinnen und draußen verschmelzen dadurch, das verleiht dem Raum Größe. Weiße Mauern bilden die Grenze zu den Nachbargrundstücken. Sie schützen vor Einblick und treten wie Zimmerwände in Erscheinung", sagt Taxer.

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Von der Wohnküche führt die Treppe ins Obergeschoß, wo ein weiterer Arbeitsraum mit Balkon und die als Bibliothek genützte Galerie Platz finden "Wir wollten keine fixen Funktionen zuweisen, sondern Räume voll erweiterter Möglichkeiten schaffen. Bauen auf kleinem Platz bedeutet geschicktes Schlichten und Flächen mehrfach belegen", sagt Taxer. Die Herausforderung ist, die Kleinheit des Objekts zu relativieren. Taxer: "Wir haben Formate gewählt, die nicht verräterisch sind." Erkennbar ist das etwa an den Fenstern im Obergeschoß, deren Format bewusst in Proportion mit dem Gebäude steht. Taxer: "So kann man keinen Vergleich ziehen, wie groß das Haus wirklich ist." Das unterstreicht was alle Beispiele zeigen: Es kommt auf die inneren Werte an. Weniger ist zwar nicht immer mehr, oft aber besser.

www.vipp.com

www.dmaa.at

www.abaton.es

www.24gramm.com

www.allcolours.eu

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