Madritsch Pfurtscheller Architekten bauten in Kärnten in exponierter Hanglage ein viergeschoßiges Wohnhaus. Bernardo Bader realisierte in Steinberg am Rofan ein Dorfhaus aus Eigenholz.
Ein scheunenartiges Wohnhaus realisierte unlängst auch Reinhard Madritsch, der mit Pfurtscheller ein gemeinsames Architekturbüro in Innsbruck betreibt. Auf einem traumhaften Bauplatz im Gurktal in Kärnten platzierte er in exponierter Lage einen quer im Hang liegenden Holzbau mit vier Ebenen: "Das Haus steht auf einer riesigen Wiese. Wir hatten freie Hand und mussten weder Abstandsgrenzen einhalten noch auf Nachbarn Rücksicht nehmen." Der Wunsch der Bauherren war es, einen modernen Stadel zu errichten. In Bezug auf die ländliche Umgebung lag es daher nahe, mit Holz zu bauen. Zwar musste der Keller wegen der Hanglage in Stahlbeton errichtet werden. Alle anderen Gebäudeteile sind jedoch aus massivem Brettsperrholz konstruiert. Bekleidet werden sie von grauen Eternitplatten, die von einer Lattenkonstruktion aus Lärche verdeckt werden.
Holz dominiert auch das Innere: Sämtliche Oberflächen sind aus unverkleideter, roher Fichte gefertigt. Lediglich der Boden trägt einen Belag aus Lärche. Wichtigster Raum ist der ebenerdige Wohnbereich mit einem offenen Kamin, der von der Decke hängt, und einer Galerie, die nach Norden hin großzügig verglast ist. Sie ragt bis zur Hälfte in den Raum und schafft so einen behaglichen Rückzugsort. Die andere Hälfte ist über drei Geschoße nach oben hin offen. Über die Galerie ist eine zweistöckige Gästewohnung erreichbar. Weiters gelangt man auf eine Terrasse und in einen Zusatzraum, der für Sport oder zum Lesen dient.
Auf ein siegreiches Doppel setzte auch der Vorarlberger Architekt Bernardo Bader in Tirol: Mithilfe von Holz und Beton schuf er in Steinberg am Rofan ein Dorfhaus, das auf die lokalen Gegebenheiten reagiert, ohne in alpine Klischees zu verfallen. Ziel war es, einen multifunktionalen Saal für die Gemeinde zu errichten, der sich sowohl für Musikproben als auch für den Turnunterricht eignet. Doch das Haus hat mehr zu bieten, als auf den ersten Blick ersichtlich ist: Es erschließt sich über ein Foyer, das bei Bedarf raumtrennend oder -zusammenführend wirken kann. Zudem beherbergt es ein Café, das zugleich als Nahversorger fungiert. "Wir wollten einen Stammtisch für die Bevölkerung und ein Ausflugsziel für Gäste, die zum Wandern kommen, schaffen." Ein Wunsch, der in Erfüllung ging: Dank der präzisen Setzung neben Kirche und Gemeindehaus ist eine neue Dorfmitte entstanden. "Das Café wird geradezu überrannt", sagt Bader.
Mit seiner schlichten Form und dem flachen Satteldach gliedert sich das Haus mühelos in die örtliche Struktur ein. "Es verstand sich von selbst, mit einem einfachen Volumen zu reagieren", sagt der Architekt. In der Bevölkerung stieß die puristische Gestaltung nicht gleich auf Zustimmung. Bader: "In der Region herrscht totale Lederhose. Der Ort zählt rund 300 Einwohner und liegt am Ende eines Tals auf zirka 1000 Meter Seehöhe. Hier wurde seit 30 Jahren nichts mehr gebaut." Schlussendlich konnten aber alle überzeugt werden. Einerseits hat die Einbindung lokaler Handwerker zu einer breiten Akzeptanz geführt. Andererseits hat der Einsatz von Eigenholz dazu beigetragen. Bader: "Der Betonsockel trägt ausschließlich Lärche aus der Region." Obwohl es in Österreich große Waldvorkommen gibt, ist das nicht selbstverständlich. "Meist wird das Material abgeforstet und verkauft. Will man dann selbst etwas bauen, muss man das Holz erst wieder ankaufen."
Den subtilen Einsatz von Materialien führte der Architekt auch im Inneren fort: "Die Verwendung von Eigenholz diszipliniert bei der Gestaltung. Es motiviert dazu, Boden und Wände auf die gleiche Weise zu gestalten. Man muss nicht für jedes Element etwas Neues erfinden." Nur bei den Tischen hat Bader eine Ausnahme gemacht und Eichenholz gewählt. Die Oberflächen sind nur leicht geseift – sie sollen Patina entwickeln und dem Raum im Lauf der Jahre den Charakter einer Bauernstube verleihen. So kann die Moderne eine gelungene Symbiose mit der Tradition eingehen – ganz ohne Lederhose.
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