Zug um Zug zum Raucher

Zug um Zug zum Raucher
Wasserpfeifen sind beliebt: Die Konsumenten werden immer jünger. Doch die Risiken sind vielen nicht bewusst.

Die Atmosphäre im Lokal "Berfin" in Wien ist entspannt, ein angenehmer, süßlich-weicher Duft liegt in der Luft. Dass er von Rauchwaren kommt, mag man gar nicht glauben. "Das ist mit Zigaretten gar nicht zu vergleichen", sagen Natalia, 18, und Ihsani, 38. Neben den beiden steht eine gut 1,5 Meter hohe Wasserpfeife, an deren Mundstück die zwei immer wieder ziehen. "Das ist ein spezielles Feeling. Man muss sich Zeit nehmen. Eine Shisha zwischendurch wie Zigaretten zu rauchen, geht gar nicht." Ihsani, der nach Jahren als starker Zigarettenraucher nur mehr zur Shisha greift, sieht weitere Vorteile: "Der aromatisierte Tabak hinterlässt keinen Tabakgeschmack. "

Seit einigen Jahren findet die traditionelle Wasserpfeife aus dem Orient auch hierzulande immer mehr Anhänger. "Es ist Mode geworden", bestätigt Josef Perle, 42. Er bereitet im "Berfin" die Shishas zu. Die Wasserpfeifenraucher werden immer jünger, aber: "Wir erlauben es erst ab 18. "

Mehr Jugendliche

Zug um Zug zum Raucher

Untersuchungen aus Deutschland zeigen, dass mittlerweile jeder Zehnte zwischen 12 und 19 Jahren regelmäßig Wasserpfeife schmaucht. In Österreich schätzen Experten die Situation ähnlich ein. Hier wie da herrscht Unwissenheit. So meint ein Großteil, Shisha-Rauchen sei weniger gesundheitsschädigend als Zigarettenrauchen. "Es ist ein Fehlglaube, dass durch das Wasser in der Pfeife die Schadstoffe herausgefiltert werden", sagt dazu Lungenexperte Univ.-Prof. Norbert Vetter. "Es ist egal, ob ich eine Zigarette oder eine Wasserpfeife rauche. Man wird so oder so an die Wirkung des Nikotins gewöhnt. Je früher man das Rauchen beginnt, desto früher wird die Lunge geschädigt." Durch das feste Ziehen am Mundstück gelangt Nikotin mit anderen Schadstoffen und Feinstaub tiefer in die Lunge.

"Zudem können Geschmackszusätze zu allergischen Reaktionen und asthmaähnlichen Beschwerden führen", betont Vetter. Das als Feuchtmacher zugesetzte Glycerin verdampft beim Rauchen, wie eine aktuelle Studie des deutschen Instituts für Risikobewertung (BfR) zeigt. Das kann Kehlkopf und Nasenschleimhaut empfindlich reizen.

Dass schon 12- und 13-Jährige zur Shisha greifen, überrascht die Psychologin Verena Wasinger-Branntweiner nicht. Sie beobachtet, dass das Nachahmen Erwachsener tendenziell früher einsetzt. " Es liegt im Wesen der Jugend, dass sie ausprobiert und Grenzen auslotet. Die Wasserpfeife gilt als cool und exotisch." In diesem Alter seien aber wichtige Entwicklungsschritte noch nicht gemacht worden.
Überdies zeigte eine US-Studie, dass der Konsum von Shishas den Einstieg ins Zigarettenrauchen fördert.

Info: Sorten mit Nikotin und ohne
Tradition
Entstanden ist die Wasserpfeife (Shisha, Hookah, Hubble-Bubble) vermutlich in Indien. I n der Türkei und den arabischen Ländern ist sie fest in der Alltagskultur verankert und symbolisiert Gastlichkeit.

Tabak
Shisha-Tabak ist feuchter als normaler Tabak. Ursprünglich nikotinfreier Tabak aus Zuckerrohr, enthalten die heute üblichen Sorten Rohtabak, Melasse sowie Glycerin und werden aromatisiert. Es gibt auch spezielle, in aromatisierte Flüssigkeit getränkte Dampfsteine als Tabakersatz.

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