Schonendere Operationsmethoden, besser auf die individuelle Anatomie abgestimmte Implantate, gute Rehabilitation: "Nach der Implantation eines neuen Hüftgelenks sind heute mehr als 95 Prozent der Patienten zufrieden, bei einem neuen Knie sind es 80 bis 85 Prozent."
Das sagt Univ.-Prof. Reinhard Windhager, Vorstand der Uni-Klinik für Orthopädie und orthopädische Chirurgie an der MedUni Wien, im Vorfeld des nächsten Gesundheitstalk am kommenden Mittwoch (siehe unten) zum Thema "Neues Knie – neue Hüfte". "Aber viele Patienten kommen erst sehr spät – wenn ihre Beschwerden schon sehr stark sind", sagt Windhager. "Bei starker Bewegungseinschränkung und regelmäßiger Einnahme von Schmerzmitteln ist es höchste Zeit, einen Orthopäden aufzusuchen."
Bewegungstherapie
Vor einer OP sollte immer zuerst mit gezielter Bewegungstherapie (Physiotherapie) und Muskelaufbau versucht werden, Schmerzen und reduzierte Beweglichkeit zu lindern. "Vor allem beim Knie kann man damit den Zeitpunkt einer Operation zumindest hinausschieben." Und ein Röntgenbild alleine, auch wenn es ein abgenütztes Gelenk zeigt, sei noch kein Grund für eine Operation: "Man kann kein Röntgenbild operieren, nur einen Patienten." Deshalb sei immer eine umfangreiche funktionelle Untersuchung des Patienten notwendig, bei der u.a. Schmerzbelastung und Bewegungseinschränkung erhoben werden.
Minimalinvasive OP-Methoden ermöglichen es heute, Hüftprothesen zu implantieren, ohne dass die Muskulatur durchtrennt werden müsse: "Die Patienten erholen sich rascher und sind später auch nicht für Sehnenschmerzen anfällig."
Beim Knie sei mittlerweile die Vollprothese Standard: "Nur wenn sich die Arthrose auf einen isolierten Bereich beschränkt, ist eine Teilprothese sinnvoll." Kleine Eingriffe wie Knorpelglättungen führen meistens zu keinen positiven Ergebnissen, so Windhager.
Kein Eigenblut
Eigenblutvorsorge vor einer geplanten Hüft- oder Knieoperation sei heute eher nicht mehr nötig: "Vor einem Eingriff muss eine Blutarmut abgeklärt und zum Beispiel ein Eisenmangel behoben werden. Die heutigen OP-Methoden sind blutsparend, und während der OP austretendes Blut wird gesammelt."
"Der Erfolg einer Implantation hängt in erster Linie vom Operateur und der Prothese ab", sagt Univ.-Prof. Richard Crevenna, interimistischer Leiter der Uni-Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation der MedUni Wien. "Aber ganz wichtig ist auch ein enges Zusammenspiel zwischen dem Spital und der Rehabilitations-Einrichtung." Denn die Reha beginne bereits vor der OP – mit genauer Aufklärung des Patienten über die Zeit danach – zum Beispiel, welche Sportarten dann individuell empfohlen werden: "Wenn der Patient weiß, warum es wichtig ist, dass er bei der Reha mitmacht, sind nachher die Ergebnisse besser."
"Ich bin im Schneckentempo durchs Leben gegangen. Und wenn ich nach längerem Sitzen aufgestanden bin, musste ich mich erst in alle Richtungen strecken und dehnen, um einige Schritte machen zu können", erzählt Waly Prettenhofer, 67, aus Wien. "Meine Mobilität war stark eingeschränkt. Ich habe mir jeden Schritt drei Mal überlegt – aber dadurch wurde es noch schlechter." Physiotherapie half nur kurzfristig. "Im Herbst 2013 war ich bei Prof. Windhager – sein Kommentar nach einer gründlichen Untersuchung war: ,Zwei neue Hüften sind kein Luxus‘." Nach Operationen und Rehabilitation "kam die Freude an der Bewegung zurück. Ich weiß es zu schätzen, dass ich wieder beweglich bin – und gehe jetzt drei Mal so gerne spazieren."
"Neues Knie – neue Hüfte" ist das Thema des Gesundheitstalks am Mittwoch, 28.1., 18.30 Uhr.
KURIER-Ressortleiterin Gabriele Kuhn diskutiert mit Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager (Uni-Klinik für Orthopädie, MedUni Wien), Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna (Uni-Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, MedUni Wien) sowie der früheren Patientin Waly Prettenhofer.
Veranstaltungsort Van-Swieten-Saal der MedUni Wien, Van-Swieten-Gasse 1a, 1090 Wien. Veranstalter: KURIER, Medizinische Universität Wien und Novartis. Eintritt frei.
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