Zika-Virus: Erster bestätigter Fall in Österreich
Es war nur eine Frage der Zeit: Nach Deutschland, der Schweiz, Italien oder Großbritannien gibt es jetzt einen ersten bestätigten importierten Fall einer Zika-Virus-Infektion auch in Österreich. Es handle sich um eine aus Brasilien kommende Frau, sagte Univ.-Prof. Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien, in einem Interview mit dem Ö1-Morgenjournal.
Donnerstagvormittag gab Sektionsleiterin Univ.-Prof. Pamela Rendi-Wagner gegenüber dem KURIER erste Details zu dem Fall bekannt: "Bei der Frau wurden schon vor einem Monat nach der Rückkehr von Brasilien milde Symptome einer Zika-Virus-Infektion festgestellt. Eine exakte Blutuntersuchung durch das Institut für Virologe der MedUni Wien hat die Infektion jetzt bestätigt."
Wie Donnerstagnachmittag bekannt wurde, ist die Frau 57 Jahre alt. Es handelt sich um eine gebürtige Brasilianerin, die in Wien lebt. Sie hatte leichtes Fieber, einen Hautausschlag und leichte Gelenksbeschwerden.
Keine Schwangerschaft
Die Frau sei nicht schwanger gewesen, es gehe ihr mittlerweile wieder gut. Rendi-Wagner betont, dass der Fall importiert wurde und keine Ansteckungsgefahr in Österreich besteht. Denn das Virus wird durch Stechmücken übertragen, andere mögliche Übertragungswege wie Blut oder Geschlechtsverkehr würden praktisch keine Rolle spielen. Mit Beginn der warmen Jahreszeit werden die Mückenpopulationen unter anderem auf das Vorkommen von Zika-Viren überwacht. Der Hauptüberträger in Lateinamerika - die Gelbfiebermücke - ist in Österreich aber nicht heimisch, eine zweite Mückenart, die ein möglicher Überträger sein könnte, wurde lediglich 2012 zwei Mal in Österreich nachgewiesen, seither nicht mehr.
Aufgrund der derzeit hohen Fallzahlen in Brasilien und anderen Ländern Lateinamerikas sei es sehr wahrscheinlich, dass noch mit weiteren importierten Fällen zu rechnen sei, betont Rendi-Wagner.
Es sei zwar der erste bestätigte Fall, aber sicher nicht der erste nach Österreich importierte Zika-Virus-Fall, sagte auch Tropenmedizinerin Wiedermann-Schmidt. Eine derartige Infektion bei Heimkehrern aus Tropengebieten sei nichts Neues, nur habe man bisher nicht so genau geschaut.
Eine Ansteckungsgefahr für Menschen in der Umgebung der infizierten Frau besteht nicht. Das Virus kann nur über bestimmte Stechmücken übertragen werden. Eine sexuelle Übertragung ist möglicherweise theoretisch möglich, bisher gibt es aber weltweit erst einen einzigen derartigen Verdachtsfall.
WHO: Alarmstufe ist extrem hoch
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet mit drei bis vier Millionen Erkrankungen weltweit und setzt wegen des Ausbruchs ein Notfall-Kommitee ein. Kommenden Montag soll in Genf entschieden werden, ob ein internationaler Gesundheitsnotstand ausgerufen wird. WHO-Direktorin Margaret Chan sprach von einer "explosionsartigen" Ausbreitung: "Die Alarmstufe ist extrem hoch."
Vergangenes Jahr hatten die WHO-Experten die Ebola-Epidemie in Afrika mit mehr als 11.000 Toten zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt.
68 tote Babys in Brasilien
Das brasilianische Militär will mit einer Großoffensive die Moskitoart Aedes aegypti bekämpfen, die den sich rasant ausbreitenden Zika-Virus überträgt. Verteidigungsminister Aldo Rebelo betonte am Mittwochabend bei der Vorstellung des Programms: "Wir müssen alle Kräfte des Staates und der Gesellschaft bündeln." Bisher wurden in Brasilien seit vergangenem Jahr schon 4.180 Fälle von Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) festgestellt – 68 Babys starben bisher.
In 356 Städten und Gemeinden sowie tausenden Schulen soll über die Gefahr aufgeklärt und Moskitos und deren Eiablageplätze vernichtet werden. 160.000 Soldaten, 30.000 Mitglieder der Marine und 30.000 Militärs der Luftwaffe sollen eingesetzt werden. In dem Land gibt es über eine halbe Millionen Infektionen mit dem Virus, der im Verdacht steht, bei der Infizierung von Schwangeren schwere Fehlbildungen bei deren Babys auszulösen. Für die direkte Bekämpfung der Moskitos mit Insektenschutzmitteln sollen rund 50.000 Soldaten eingesetzt werden.
Brasilianer sehen Zusammenhang
Das Gesundheitsministerium sieht einen klaren Zusammenhang zu dem zuvor kaum bekannten, ursprünglich aus Afrika stammenden Zika-Virus, der sich schon in 25 amerikanischen Ländern verbreitet hat. In Brasilien gibt es bereits zwölf Fälle, wo Schwangere, deren Kinder mit Schädelfehlbildungen geboren wurden, sich zuvor mit Zika infiziert hatten. Mikrozephalie führt meist wegen eines zu kleinen Gehirns zu geistiger Behinderung. Vor der starken Ausbreitung galt das Zika-Virus als eher harmlos – Symptome sind leichtes Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Hautrötungen.
Das Virus ist 1947 erstmals bei einem Affen aus dem Zikawald Ugandas in Afrika festgestellt worden. Es tauchte anschließend vereinzelt auch in Asien auf und dann stärker 2013 in Französisch-Polynesien auf. Aber erst seit 2015 gibt es einen massenhaften Ausbruch, der im Mai 2015 in Brasilien seinen Anfang nahm und inzwischen ganz Lateinamerika betrifft. Auch aus europäischen Ländern wurden jüngst Fälle gemeldet – Donnestagfrüh der erste in Österreich.
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