Zentralmatura: Mathe bleibt Sorgenkind

Seit Mittwoch wissen die Maturanten die Noten ihrer schriftlichen Prüfungen
Im Fach Mathematik ist die Reifeprüfung heuer etwas schlechter ausgefallen. Landesweite Ergebnisse gibt es erst nächste Woche.

Maturanten haben seit gestern, Mittwoch, Gewissheit. Da wurde offiziell verkündet, ob und wie gut sie die schriftliche Reifeprüfung geschafft haben. Wobei in manchen Schulen die Ergebnisse schon vorab verkündet wurden – und die sind vor allem im Fach Mathematik an einigen Standorten nicht gerade berauschend, an manchen sogar katastrophal.

Eine Schülerin hat sich bereits ihren Frust von der Seele geschrieben und einen Brief an die neue Ministerin Sonja Hammerschmid verfasst: "Wie kann es sein, dass in unserem Gymnasium 40 von 71 Maturanten negativ sind? Was soll mit dieser Matura bezweckt werden?" Schuld gibt sie dem Bildungsinstitut Bifie, das für die Zentralmatura zuständig ist. An einer anderen AHS haben sogar zwei Drittel der Schüler ein "Nicht genügend", weshalb die Eltern fordern, dass die Matura wiederholt werden muss, falls österreichweit mehr als die Hälfte in dem Fach scheitert.

Gesamtösterreich

Doch so weit wird es nicht kommen. Wie gut oder schlecht die Matura heuer ausgefallen ist, wird man zwar erst im Laufe der nächsten Woche erfahren. Einiges ist aber bereits durchgesickert: So ist die Mathe-Matura heuer etwas schlechter ausgefallen, aber wohl nicht so dramatisch, wie die Umfrage der Schülervertretung vermuten lässt. Danach wäre ein gutes Drittel negativ.

Es gibt nämlich auch Standorte, wo fast alle die weiße Fahne hissen dürfen, darunter solche, die eigentlich keinen "guten Ruf" haben, weil dort viele Migranten aus sozial schwachen Familien sitzen. Dagegen sehen einige Privatschulen, die sich elitär geben, eher alt aus.

Manchmal haben die Lehrer auch strenger korrigiert als nötig. "Da sollte das Lösungsheft für Lehrer noch eindeutiger gemacht werden, was als Punkt zählen darf und was nicht", sagt Michael Sörös, Sprecher der Landesschulinspektoren. Und Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda fordert, dass das Ministerium schnell reagiert – auch in Deutsch, wo "viele lieber auf einem PC Texte geschrieben hätten."

Premiere an den BHS

Spannend wird, wie die Matura an berufsbildenden höheren Schulen (BHS) ausgefallen ist. "Ein Horrorergebnis ist es jedenfalls nicht", sagt Leopold Mayer, Direktor der HLW Hollabrunn über die Mathe-Matura. Er schätzt, dass rund 15 bis 20 Prozent die Reifeprüfung nicht auf Anhieb bestanden haben.

Und das, obwohl dies für seine Schule eine doppelte Premiere war: Es war die erste Zentralmatura an allen BHS. Zudem war in der HLW (Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe) Mathe erstmals verpflichtendes Prüfungsfach – optional schriftlich oder mündlich. Bisher konnten Schüler nicht einmal freiwillig schriftlich in dem Fach maturieren.

Auch in den BHS wird man bald österreichweite Ergebnisse haben. Mayer warnt hier vor Schnellschüssen: "Wir sollten uns die nächsten ein, zwei Jahre noch anschauen. Wir merken z. B. in Englisch, wo wir schon länger die Zentralmatura haben, dass Lehrer und Schüler sicherer werden. Weil sie das System schon kennen, werden die Ergebnisse besser."

Dort, wo ein Lehrer dauerhaft seine Schüler zu schlechten Prüfungsergebnissen führt, müsse man sich etwas einfallen lassen: "Schulbehörden und Lehrergewerkschaft sollten sich an einen Tisch setzen, um darauf eine Antwort zu finden. Es braucht Unterstützungs- bzw. Ausstiegsszenarien für Pädagogen, die das Leistungsziel nicht erreichen," fordert Mayer.

Wer einen Fleck hat, sollte jedenfalls zur Kompensationsprüfung antreten. Auch wenn es hierfür leider keine Vorbereitungsstunden gibt, wie Mayer kritisiert. "Und für die ,Mündliche‘ gibt es zu wenige Stunden, was ich sehr bedauere. Das waren früher immer die pädagogisch wertvollsten Unterrichtsstunden, weil da Schüler besonders interessiert waren."

Der Fahrplan zur Matura

Was schon erledigt ist: Die Maturanten mussten alle eine vorwissenschaftliche Arbeit (AHS) bzw. Diplomarbeit (BHS) abgeben. Die schriftlichen Prüfungen in Mathematik, Deutsch und in einer lebenden Fremdsprache sowie – optional – in einem weiteren Fach waren bis zum 19. Mai beendet.

Was noch zu bewältigen ist: Wer bei einem schriftlichen Test einen Fleck hat, kann am 6. und 7. Juni zur Kompensations prüfung antreten. Wer negativ ist, kann die Prüfung drei Mal wiederholen. Für alle folgt Mitte Juni die mündliche Matura. Am 17. Juni ist für die Ersten die Vergabe der Maturazeugnisse.

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