Zehn Mal am Tag Obst und Gemüse?

Wer hier fünf Mal am Tag zugreift ist auf der sicheren Seite.
Englische Forscher propagieren dieses Ziel – doch wer "5 a day" schafft, kann zufrieden sein.

"Das ist doch völlig unrealistisch." Das ist die erste Reaktion vieler auf das Ergebnis eine britischen Studie: Wer es auf täglich zehn Portionen Obst und Gemüse bringt, der erhöht seine Chance auf ein längeres Leben in Gesundheit. Ein Studie des Imperial College London analysierte die Daten aus 95 Studien neu und kam – vereinfacht – zu dem Ergebnis: "5 a day" ist schon sehr gut, aber "10 a day" sei halt noch besser.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt 400 Gramm Obst und Gemüse täglich, in Österreich sind es 650 Gramm, aufgeteilt auf 400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst. Eine Portion kommt damit auf rund 125 Gramm, und das wiederum entspricht ungefähr einer Banane, einem nicht zu großen Apfel, einer Birne oder drei bis vier gehäuften Löffeln mit Erbsen.

Abflachend

Für die Studie wurden die unterschiedlichen Effekte eines Konsums von 200 bis 800 Gramm ermittelt. "Unsere Ergebnisse unterstützen das Fünf-am-Tag-Ziel, aber sie zeigen, dass Zehn-am-Tag noch zusätzliche Vorteile bringt", so die Autoren der im International Journal of Epidemiology erschienenen Studie. – "Ich sehe nicht ganz, warum man plötzlich auf zehn Portionen kommen soll", sagt hingegen Univ.-Prof. Karl-Heinz Wagner vom Department für Ernährungswissenschaften der Uni Wien. "Denn die größten Effekte bei der Risikoreduktion für Krankheiten gibt es auch laut dieser Studie bei bis zu circa 650 Gramm, danach flachen die Kurven ab" – die weitere Effekte sind also gering. "Aber damit liegen unsere österreichischen Empfehlungen genau in dem Bereich, der am meisten für die Gesundheit bringt."

Und so groß ist die Risikominimierung durch verschiedene Mengen Obst und Gemüse:

200 Gramm täglich senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 13 Prozent, 800 Gramm hingegen um 28 Prozent.

Das Risiko für eine Krebserkrankung reduziert sich bei 200 Gramm und vier Prozent, bei 800 Gramm um 31 Prozent.

Das Risiko für frühzeitigen Tod geht bei 200 Gramm um 15 Prozent, bei 800 Gramm täglich hingegen um 31 Prozent zurück.

"Die Studie bestätigt letztlich, dass die größten Unterschiede zwischen jenen Personen liegen, die kaum Obst und Gemüse konsumieren und solchen, die einen höheren Konsum haben. Aber dazu sind eben nicht zehn Portionen notwendig", betont Wagner. Wer es auf fünf bringe, habe schon sehr viel erreicht. Dreimal sollte es Gemüse sein, zwei Mal Obst.

"Ich würde auch nicht dazu raten, zehn Mal am Tag Obst zu essen", so Wagner: "Das kann Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel haben." Wobei es in Österreich vor allem wichtig wäre, den Gemüsekonsum zu fördern: "Das gibt es Nachholbedarf."

Was wie wirkt

Ein geringeres Krebsrisiko ging vor allem mit grünen und gelben Gemüsesorten einher (etwa Spinat oder Paprika) sowie mit verschiedenen Sorten von Kohlgemüse.

Das Herz-Kreislauf- und Schlaganfallrisiko können besonders Äpfel, Birnen, Zitrusfrüchte, Salate, grünes Blattgemüse und Kohlgemüse vermindern. Obst und Gemüse haben einen positiven Effekt auf den Blutdruck, den Cholesterinspiegel, die Elastizität der Blutgefäße und die Abwehrkräfte.

Kommentare