Verarbeitete Produkte: Wir essen mehr Zucker mit, als uns bewusst ist
Karies war in vielen afrikanischen Staaten lange ein Fremdwort: Nur zwei Prozent der Bevölkerung in Nigeria etwa hatten Zahnschäden, als die Ernährung dort noch weitgehend zuckerfrei war. "In den USA hingegen sind 92 Prozent der Erwachsenen von Karies betroffen", heißt es in einer Studie des University College London und der London School of Hygiene, die im Fachjournal BMC Public Health erschienen ist. In Österreich sind es laut einer Umfrage aus dem Vorjahr rund 40 Prozent.
Radikale Forderung
Fünf bis zehn Prozent der Gesundheitsausgaben in Industriestaaten würden für die Behandlung derartiger Zahnschäden aufgewendet werden, so die Autoren – die ihre Arbeit mit einer radikalen Forderung verknüpfen: Nur drei Prozent der täglich aufgenommenen Energiemenge sollten aus sogenanntem "freiem" Zucker (der bei der Verarbeitung zugesetzt wird, Honig, Zucker in Fruchtsäften und Saftkonzentraten sowie Haushaltszucker) stammen. Derzeit empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation noch maximal zehn Prozent, im Entwurf einer neuen WHO-Richtlinie sind es nur noch fünf Prozent.
Laut Ernährungsbericht liegt die Aufnahme von Saccharose ("Haushaltszucker") "gerade noch im tolerierbaren Bereich" – mit den neuen Empfehlungen wäre der Konsum aber zu hoch. "Ohne es zu bemerken, nehmen wir mit verarbeiteten Lebensmitteln oft mehr Zucker auf, als wir vermuten", sagt Ernährungswissenschafterin Birgit Beck vom Verein für Konsumenteninformation. Das betrifft auch den Fructose-Maissirup, der immer öfter zugesetzt wird. Tipp für den Einkauf: Zutaten, die auf "-ose" enden, "-zucker" oder "-sirup" im Wortstamm haben, weisen auf zuckerhaltige Süßungsmittel hin.
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