Wiener Forscher entdeckten im Oman neue Arten von Wüstenfischen

Die Oase Siwa ist ein grüner Fleck mitten in der Sahara
In Wüstengewässern beheimatete Fische namens Garra barreimiae sind genetisch vielfältiger als gedacht - Experten des NHM lieferten Analysen

Zu einer ungewöhnlichen Fischarten-Vermehrung im durch Wüsten geprägten Oman ist es durch die Arbeit von Forschern des Naturhistorischen Museum (NHM) Wien gekommen. Analysen zeigten, dass die im Norden des Landes lebenden Barben-ähnlichen Fische mit Namen Garra barreimiae in Wirklichkeit deutlich mehr Arten umfassen als geglaubt. Das Team konnte insgesamt vier "neue" Arten identifizieren, die sich äußerlich nicht leicht abgrenzen lassen. Man spricht von "kryptischen Arten".

Entlang des Hajar-Gebirges ist das Land auf der arabischen Halbinsel entgegen mancher Vorstellungen von einem Netz aus oberirdischen Wasserläufen und unterirdischen Wasserverbindungen durchzogen, heißt es in einer Aussendung des NHM. Dort finden sich zahlreiche Süßwasserbewohner. Darunter auch die blinde und unpigmentierte Höhlenform von Garra barreimiae, die sich bereits in Analysen vor rund zehn Jahren als genetisch weit entfernt von ihren sehenden und pigmentierten Kollegen an der Oberfläche entpuppten.

In den Folgejahren wurde aber klar, dass sich auch die Tiere an der Oberfläche in ihrem Erbgut stark unterscheiden. In mehreren Beiträgen in Fachjournalen arbeiteten die Wiener Forscher dann heraus, dass diese Unterschiede derart groß sind, dass man von verschiedenen Arten sprechen müsse. Diese Unterschiede spiegeln sich jedoch im Aussehen der Fische kaum wieder.

Diese sind nämlich insgesamt in ihrem Erscheinungsbild recht unterschiedlich, entlang der nun neu entdeckten Artgrenzen finden sich aber keine eindeutigen Merkmale, anhand derer sie unterschieden werden können.

Man habe es hier mit genetisch klar abgesicherten Arten zu tun, die aufgrund ihres schwer abgrenzbaren Äußeren als "kryptische Arten" oder "Zwillingsarten" bezeichnet werden. Als Erklärung im Fall der Garra barreimiae nennen die Wissenschafter die extreme Umwelt, in der sie leben, die ganz bestimmte äußerliche Merkmale klar bevorzuge. Dieser kleine Spielraum für Formabweichungen und die mitunter lange geografische Isolation verschiedener Gruppen lasse diese genetisch auseinanderdriften, obwohl sie einander weiter ähneln.

"Basierend auf dem heutigen Wissensstand können wir davon ausgehen, dass viele 'kryptische Arten' existieren, die aussterben bevor sie überhaupt entdeckt werden", so Sandra Kirchner vom NHM Wien. Die Entdeckung der "kryptischen Fischarten" im Oman zeige wie sehr die tatsächliche biologische Vielfalt in einer Region unterschätzt werden kann.

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