Forschende errechnen Kalorien-Wert: Wie viel Energie kostet eine Schwangerschaft?

Eine Frau mit Babybauch.
Neuesten Erkenntnissen zufolge müssen Frauen weitaus mehr Energie aufwenden, um ein Kind auszutragen, als bisher angenommen.

Rund 300 Kilokalorien liefert eine Käsesemmel, circa 80 eine Kugel Vanilleeis. Australische Forschende haben nun errechnet, dass eine Schwangerschaft einer Frau enorm viel Energie abringt – 50.000 Kilokalorien im Schnitt, um genau zu sein.

Bisher war man von niedrigeren Werten ausgegangen. Ausschlaggebend dafür war die Annahme, dass der größte Teil der mit der Fortpflanzung verbundenen Energie im Fötus gespeichert wird, der wiederum massetechnisch recht klein ist.

Ein Kind auszutragen kostet allen Lebewesen Kraft

In einer Studie, die nun in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, betonen die Fachleute um den Evolutionsbiologen Dustin Marshall von der Monash University nun, dass die im Gewebe eines menschlichen Babys gespeicherte Energie nur etwa vier Prozent der gesamten Energiekosten einer Schwangerschaft ausmacht. Die übrigen 96 Prozent entfallen auf den Energiebedarf, den der Organismus der Frau selbst benötigt.

Der Erkenntnis waren langjährige Forschungen zum Stoffwechsel verschiedener Lebewesen vorausgegangen. Säugetiere, Warmblüter, können ihre Körpertemperatur konstant halten und bleiben auch dann aktiv, wenn die Umgebungstemperatur sinkt. Das bringt mit sich, dass sie konstant Nahrung zu sich nehmen müssen. Kaltblüter, etwa Reptilien, können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren und sind stark von der Umgebungstemperatur abhängig – kommen aber wochenlang ohne Mahlzeit aus.

Als Biologe Marshall Dutzende von Tierarten auf ihren Energieverbrauch hin untersuchte, erkannte er, dass die meisten Weibchen nicht nur ihren eigenen Körper mit Energie versorgen müssen, sondern auch zusätzliche Energie für ihre Nachkommen aufwenden.

Größe und Dauer der Schwangerschaft

Bei komplexen Berechnungen zeigte sich, dass die Größe eines Tieres großen Einfluss darauf hat, wie viel Energie es zur Fortpflanzung benötigt. Mikroskopisch kleine Tiere, sogenannte Rädertierchen, benötigen beispielsweise weniger als ein Millionstel einer Kalorie, um einen Nachkommen zu erzeugen. Im Gegensatz dazu benötigt eine Weißwedelhirschkuh mehr als 112.000 Kalorien, um ein Kitz auszutragen.

Und es zeigte sich auch, dass bei vielen Arten die indirekten Kosten der Schwangerschaft größer sind als die direkten. Bei Säugetieren fließt im Schnitt nur zehn Prozent der Energie, die ein weibliches Säugetier während der Schwangerschaft verbraucht, direkt in die Nachkommenschaft.

Dafür könnte es eine Reihe von Gründen geben, spekulieren die Forschenden: Viele Säugetiere entwickeln zum Beispiel eine Plazenta, um den Embryo mit Nährstoffen zu versorgen. Beim Menschen könnte der Energieaufwand auch deshalb so groß sein, weil Frauen länger schwanger sind als die meisten anderen Säugetiere.

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