„Bewahrt Euch Euren Optimismus“, appelliert Bildungsminister Heinz Faßmann zu Beginn des Sommersemesters. Es ist das zweite Jahr, das de facto via Homeschooling stattgefunden hat. Ein Umstand, dem das Bildungsministerium bei der heurigen Matura Rechnung tragen wird. 40.000 junge Menschen werden die Reifeprüfung ablegen – ein Überblick rund um die Neuerungen.
Wann beginnt die Matura 2020?
Am 20. Mai beginnt die schriftliche Matura mit Deutsch, am 21. Mai folgt Mathematik, danach die Fremdsprachen. Mündlich kann man vom 7. Juni bis zum 7. Juli antreten.
Gibt es schriftliche und mündliche Prüfungen?
Ja. Mündliche Prüfungen sind allerdings freiwillig. Das heißt: Schüler können frei wählen, ob sie zur mündlichen Matura antreten. Es ist möglich, in einem der Fächer, in zwei oder in allen gewählten Fächern anzutreten. Falls Schüler sich für eine mündliche Matura entscheiden, können die geprüften Themenbereiche um bis zu 30 Prozent gekürzt werden. Als „Motivationsfaktor“ für den Antritt: Dieser wird im Maturazeugnis vermerkt. Die schriftliche Matura wird – wie 2020 – um 60 Minuten verlängert.
Wie viele Klausuren sind Pflicht?
Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache sind verpflichtend. Eine vierte schriftliche Arbeit ist optional. Wie bereits 2020 wird die Jahres- bzw. Semesternote in der Gesamtnote berücksichtigt. Steht man zwischen zwei Noten, wird die Maturanote stärker gewichtet.
Wie schwer wird die Mathematik-Matura?
Für Mathematik an der AHS gilt ein neuer Notenschlüssel: Schwierigere, textlastigere Aufgaben wurden reduziert. Künftig werden nur noch die besten 2 von 3 Beispielen gewertet. „Zudem werden alle Punkte aus Teil 1 und 2 gleich gewertet. Um eine positive Note zu erhalten sind also 17 von 36 möglichen Punkten erforderlich – egal, aus welchem Teil diese sind. Wer ein Befriedigend im Zeugnis hat, muss zumindest 11 Punkte (30 Prozent) erreichen, um zu bestehen. Speziell in Mathematik gibt es zur Vorbereitung Erklärvideos (www.mathago.at oder https://aufgabenpool.at/)
Wie viele Schularbeiten gibt es noch?
Es wird nur eine Schularbeit im Sommersemester geben. Die dreistündige Klausur als Vorbereitung für die schriftliche Matura bleibt bestehen.
Das sagen die Schüler dazu
Die Neuerungen machten bei den Schülern schnell die Runde: „Die Mündliche ist heuer nicht verpflichtend“ wurde als Nachricht in Chatgruppen tausende Male verschickt. Diese Prüfung auszusetzen sei auch gut so, sagt Martin Hetzendorfer, Lehrer an der HAK Waidhofen/Thaya. „Die Schüler waren länger im Homeschooling als die Maturanten im Vorjahr. Deshalb darf man sie nicht schlechter stellen.“ Doch was heißt das jetzt?
David Liebmann besucht die HAK Ybbs und weiß momentan noch nicht, ob er zur Mündlichen antreten soll. „Wahrscheinlich werde ich es machen, mit dem Hintergedanken, dass es mir was nutzt, wenn ich einen Studienplatz suche.“
Auch Luise Naderer und Lukas Egert vom BORG Mistelbach wollen mündlich antreten. Der Schüler hätte es durchaus verstanden, wenn auch die Mündliche heuer verpflichtend gewesen wäre. „2020 ging es darum, die Kontakte einzuschränken. Heute hätte man Hygienekonzepte, um Ansteckungen zu verhindern. Das Distance-Learning hat ja nach ein paar Anfangsschwierigkeiten ganz gut geklappt. Mittlerweile sind wir in ständigem Austausch mit den Lehrkräften.“
Mehr Zeit
Mitschülerin Naderer hat „sogar mehr Freizeit als früher, weil man sich zu Hause die Zeit besser einteilen konnte.“ Für Lukas Hartl von der HAK Waidhofen/Thaya kam die Entscheidung des Bildungsministers zu spät: „Wir haben ja schon eine mündliche Prüfung im Fach Politische Bildung gemacht. Außerdem mussten wir uns schon für die Fächer anmelden und haben uns auch schon darauf vorbereitet.“
Seine Mitschülerin Alina Kalaschek will jedenfalls in Englisch mündlich antreten: „Da tu’ ich mir leicht und kann eine gute Note erreichen.“ Etwas nervös seien sie alle, je näher der Prüfungstermin komme. „Besonders Mathe macht mir etwas Bauchweh“, sagt Kollege Nico Richter.
Was seinen Freund Clemens Kerschner ärgert: „Im Bildungsministerium denkt man nur an die AHS. Dass man zum Beispiel nur eine Schularbeit machen muss, bringt uns nichts – wir haben sieben Hauptfächer, in denen wir eh nur eine Arbeit schreiben. Zudem wurden zwar die Abgabetermine für die vorwissenschaftlichen Arbeiten an den AHS verschoben, nicht aber für die Diplomarbeiten an den berufsbildenden Schulen.“
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