Wie das Äußere Burgtor zum "Heldentor" wurde

Wie das Äußere Burgtor zum "Heldentor" wurde
Dort, wo sich das Gedenken am Nationalfeiertag jahrzehntelang konzentrierte, spiegeln sich auch die ideologischen Gräben Österreichs

Im Jahr 1934 schlug die Stunde der Patrioten: Wenn man in die Tram stieg, sprangen einem vom Glasfenster die Worte „Bau mit am Österreichischen Heldendenkmal!“ entgegen. Ging man ins Kino, so schrie die weiße Leinwand: „Spende fürs Heldendenkmal!“ Vom Bundespräsidenten abwärts: Ganz Österreich hatte sich der Umwidmung des Äußeren Burgtores – jahrzehntelang einfach eine Durchfahrt – in ein Heldendenkmal verschrieben.

Ganz Österreich? Irrtum: „Das war ganz klar gegen die sozialdemokratische Denkmalkultur gerichtet“, erzählt Heidemarie Uhl. Die Historikerin hat nach jahrelanger Forschung ein 460-Seiten-Buch zur Geschichte des Burgtors herausgegeben. Das Heldendenkmal dort gehe auf die Konkurrenz zwischen den politischen Lagern der Zwischenkriegszeit zurück: Die Sozialdemokratie sah die Soldaten des Ersten Weltkriegs als Opfer der verantwortungslosen habsburgischen Kriegspolitik und errichtete ihnen 1925 ein pazifistisches Denkmal am Zentralfriedhof. Das christlich-konservative Lager und die Kameradschaftsverbände boykottierten das Denkmal des Roten Wien: Bald nach der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 schrieb man daher einen Wettbewerb aus. Uhl: „Das Absurde: Während draußen der Bürgerkrieg tobte, hat ein sozialdemokratisch angehauchter Architekt den Wettbewerb gewonnen.“

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