Der Mensch trägt maßgeblich dazu bei, dass aus der Sommerromanze nichts wird, das belegt jetzt eine britische Studie. Die fatalen Folgen treffen auch die drei heimischen Leuchtkäfer-Arten.
Männchen setzen Sonnenbrille auf
Forschende der University of Sussex platzierten Große Glühwürmchen im Labor vor einem Labyrinth, ein grünes LED-Lämpchen am anderen Ende simulierte das leuchtende Hinterteil einer Artgenossin. Dann setzten sie die Versuchskaninchen zusätzlich weißem Licht aus.
Nur im Dunklen fanden alle Männchen zum vermeintlichen Weibchen. Bei schwacher Störung durch künstliches Licht gelangten noch 70 Prozent der tierischen Probanden ans Ziel, unter heller Beleuchtung lag die Trefferquote bei nur 21 Prozent. Der Grund: Die Männchen schützten ihre riesigen Facettenaugen, die ihnen sonst bei Nacht den Weg weisen, mit einem Kopfschild – Sonnenbrille nach Leuchtkäferart.
Laternen sind eine bekannte Gefahr
„Wir kennen den Effekt aus der Praxis von Garten- und Straßenbeleuchtungen“, sagt Katharina Foglar-Deinhardstein von der Umweltberatung. Ziehen Laternen die Insekten an, verharren sie dort und vergessen auf die Fortpflanzung – so sie nicht bei offenen, heißen Lichtquellen verbrutzeln.
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Wetter bestimmt Hochsaison
Die Ökologin macht aber nicht nur künstliches Licht für die Bedrohung der Artenvielfalt und Individuenzahl verantwortlich. Ebenso erschweren die intensive Nutzung von Boden hier und Golfrasen da den Tieren das Überleben. Wo die Natur intakt ist, leuchten Glühwürmchen dagegen um die Wette. Das Wetter bestimmt ihre Hochsaison. Die flugunfähigen Weibchen am Boden signalisieren dann den Überfliegern wie Krabblern, dass sie zur Paarung bereit sind.
Gefährdungsgrad ist nicht erfasst
„In Österreich gibt es keine aktuelle Rote Liste, die den Gefährdungsgrad der Leuchtkäfer ausweist“, sagt Dominik Linhard von Global 2000. Für den Biologen steht trotzdem fest, dass es mit den bekannten „Rückgängen in der Insektenwelt auch um die heimischen Lampyridae-Arten nicht allzu gut steht“.
Zeitschaltuhren im Garten installieren
Doch Strahlmann und Leuchtkäferfrau kann geholfen werden. „Im Garten sollte es möglichst wenig künstliches Licht geben, die Leuchtdauer kann z.B. mit einer Zeitschaltuhr reduziert werden“, rät denn Linhard. Auch Fenster im Haus sollten abgedunkelt werden.
Darüber hinaus sind verschiedene Strukturen im Grün gefragt. Lange Gräser, Steinmauern und Asthaufen dienen Weibchen als Basis für die Bräutigamschau. Heimische Büsche dienen als Schattenspender. Offene Flächen und wilde Blumenwiesen locken ebenfalls an.
Schnecken tolerieren
„Jedes Entwicklungsstadium hat seine unterschiedlichen Bedürfnisse“, betont Foglar-Deinhardstein. In den drei Teenager-Jahren etwa jagen Glühwürmchen vor allem Schnecken. Die Larven töten die Schleimer mit und ohne Haus mit Giftbissen, schleppen die Beute in ein Versteck und fressen dort die übergroße Ration. Dem entsprechend müssen Schnecken toleriert werden. Schneckenkorn und Pestizide dagegen haben im naturnahen Garten nichts verloren. Herbizide und chemische Dünger dürfen auch nicht sein. Gemäht wird möglichst selten und schonend.
Umsiedlung funktioniert nicht
„Es funktioniert nicht, Glühwürmchen-Puppen zu sammeln und in den eigenen Garten zu übersiedeln“, sagt die Expertin: „Wenn die Leuchtkäfer nicht kommen, freuen sich andere Arten über den schönen Lebensraum.“ Das Schau-Fenster ist übrigens noch etwa bis August offen.
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