Was für das Schläfchen im Kindergarten spricht
Lesen, Schreiben und Rechnen lernt man in der Schule. Die Grundlagen dafür, dass ein Kind diese Kompetenzen eines Tages tatsächlich erwirbt, werden aber schon im Kindergartenalter gelegt. Am Anfang des Lesenlernens steht die Fähigkeit, bestimmte Buchstaben Lauten zuzuordnen. Kinder, die das gut können, haben später auch eine hohe Lesekompetenz. Buchstaben richtig zu lesen, lernen viele Kinder schon im Kindergartenalter.
Studien zeigen: Drei- bis Fünfjährige, die sich bei der Zuordnung schwer tun, haben ein größeres Risiko, dass bei ihnen eines Tages Dyskalkulie (Rechenschwäche) diagnostiziert wird. Bisher wenig untersucht wurde in diesem Zusammenhang, wie sich ausreichend Schlaf auf das Gedächtnis und die Entwicklung von Lesekompetenzen auswirkt.
Die australische Forscherin Hua-Chen Wang kommt nach einer Studie zu dem Schluss: "Ein kurzer Mittagsschlaf nach dem Lernen könnte die Fähigkeit fördern, neu gelernte Informationen bei einer neuen Aufgabe zu nutzen. Wir fanden einen positiven Effekt des Mittagsschlafs auf das Erlernen von Buchstaben-Laut-Zuordnungen und insbesondere auf die Verwendung dieses Wissens beim Lesen unbekannter Wörter.“
32 Kinder
An der Studie nahmen 32 Kindergartenkinder teil, die alle regelmäßig in der Einrichtung geschlafen haben. Für die Vorschulkinder gab es insgesamt sieben Lerneinheiten.
Dabei trainierten sie, Buchstaben Lauten zuzuordnen - eine Gruppe durfte schlafen, die andere nicht.
Dann mussten die Kinder zur "Prüfung". Die einen nach dem Mittagsschlaf, die anderen nach ihrer "Wachphase". Auch am folgenden Tag wurde getestet. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Kinder, die schlafen durften, sich auf Dauer beim Lesen leichter tun.
Vorlesen
Aber nicht nur der Mittagsschlaf hilft Kindern dabei, lesen zu lernen. Eine Studie der deutschen Stiftung Lesen zeigt, dass 78 Prozent der Kinder, denen mehrmals die Woche oder auch täglich vorgelesen wurde, sich später in der Schule beim Lesenlernen leichttun. Anders bei Kindern, denen nie oder nur selten vorgelesen wird: Hier hat jedes zweite Kind Probleme.
Der Untersuchung zufolge sind Kinder, denen nie vorgelesen wurde, auch sehr ungeduldig, genervt und empfinden das Lesenlernen als sehr anstrengend. Gut jedes zweite Kind ohne Vorleseerfahrung sagt von sich, es sei genervt, weil es gedacht habe, Lesenlernen gehe schneller. Von den Kindern, die täglich Märchen und Geschichten gehört haben oder hören, sagten das nur 27 Prozent.
Neben den Eltern können laut den Studienautoren Volksschulen mit Angeboten außerhalb des Unterrichts die Lesebegeisterung und -kompetenz fördern. "Kinder sollten an jeder Schule auch Leseangebote für ihre Freizeit finden. Damit tragen Schulen zur Chancengleichheit bei“, heißt es in der Studie. Laut der Befragung gibt es hier aber noch Defizite. Fast jeder vierte Volksschüler kennt z.B. in Deutschland keine Büchereien, Leseecken oder ähnliche Angebote an seiner Schule.
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