Schon Kindergartenkinder sollten ihre Kleidung auswählen können, aber mit Hilfe. Dazu gehören auch Grenzen. "Es wäre zum Beispiel absolut unpassend, wenn sich ein Volksschulkind bei klirrender Kälte nicht warm anzieht oder mit schmutziger Kleidung den Unterricht besucht. Eltern sollten schon früh sensibilisieren, welcher Kleidungsstil in welchen Situationen passend ist."
Zwar gebe es keine dem Alter angemessene Kleidung, Kinder und Jugendliche müssen aber erst lernen, wann welches Outfit geeignet ist. "Modetrends wie bauchfreie Tops spielen eine große Rolle. Kleidung ist aber auch Ausdruck des Respekts – in Schulen oder im Lehrberuf ist bauchfrei unpassend."
Abgrenzen über Mode
Die Grenzen, die Eltern hinsichtlich der Kleidung vorgeben, ändern sich mit dem Alter und sollten immer weiter gefasst werden. Gerade in der Pubertät haben Jugendliche das Bedürfnis sich abzugrenzen und provozieren teils auch bewusst über Mode. Viele Eltern sind mit Kleidungsstücken konfrontiert, die sie nicht gerne sehen. Zu viel Haut, zu sexy, meinen sie. Das tragen alle so und ich kann meinen Körper zeigen, entgegnen die (meist) Töchter.
Kindern und Jugendlichen müsse laut Kahr verständlich erklärt werden, dass Kleidungsstücke Signale aussenden. "Sie beeinflussen die Art und Weise wie man wahrgenommen wird." Zwar wissen Jugendliche heute, dass niemand das Recht hat, sie wegen eines Crop Tops anzustarren oder gar zu berühren. Dennoch fürchten viele Eltern, dass manche Kleidung zu sehr sexualisiert und junge Mädchen Blicke auf sich ziehen, mit denen sie noch nicht umgehen können. Diese Befürchtungen sollten mit den Jugendlichen besprochen werden.
Im Gespräch kann auch nach den Gründen gefragt werden, warum es unbedingt dieses oder jenes Kleidungsstück sein soll und thematisiert werden, wo man dieses tragen könnte, wo eher nicht.
Verbote bringen nicht den gewünschten Effekt, erklärt Psychologin Kahr. Teenager finden meist Möglichkeiten, sie zu umgehen, etwa indem sie sich in der Schule umziehen oder den für Mama und Papa übergezogenen Pullover wieder ablegen. "Hinzu kommt, dass sich Teenager eher an Gleichaltrigen und sozialen Medien orientieren, weniger an den Modeideen der Eltern. Im Teenageralter ist nicht das Verbot, sondern das Gespräch wichtig."
Anders sei dies in Schulen. Gemeinsame Regeln beispielsweise einer Hausordnung können Dresscodes festlegen. Freizügigere Kleidungsstücke wie Hotpants sind an manchen Schulen etwa nicht gestattet. Solche Verbote sorgen zwar sowohl in der Schule als auch medial immer wieder für Diskussionen. Sie werden aber meist gut eingehalten, insbesondere dann, wenn sie gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden.
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