Seine Liebe zum Wein hat seinen Tod jedenfalls mitverursacht, wie eine aktuelle Untersuchung anhand von fünf Beethoven-Locken zeigt, die jetzt im Fachblatt Current Biology veröffentlicht wurde. In Kombination mit einer Hepatitis-B-Infektion und einem genetischen Risiko für Lebererkrankungen war der Alkoholkonsum Schuld an seinem Tod.
Alkohol und Hepatitis
Für den Gerichtsmediziner Christian Reiter, der sich schon lange mit der Todesursache Beethovens beschäftigt, ist das eine „tolle Studie, die ein Auftakt für weitere Untersuchungen sein kann.“ Besonders die Geschichte mit der Hepatitis sei spannend: „Heute weiß man, dass man bei einer derartigen Infektion keinesfalls Alkohol trinken sollte. Doch Beethoven hat den Wein geliebt, und zwar besonders den süßen Wein, der sehr alkoholhaltig ist.“ Noch im Herbst 1826 – also ein halbes Jahr vor seinem Tod – war der Komponist in Gneixendorf bei Krems (NÖ) in den Weingärten unterwegs, wo er getrunken und komponiert hat. Dass Beethovens Leber das nicht lange überlebte, verwundert den Mediziner Reiter nicht.
Nicht herausfinden konnten die Forscherinnen und Forscher, ob die Taubheit Beethovens und seine chronischen „elenden“ Magen-Darm-Beschwerden, über die er schon in seiner Bonner Zeit klagte, auch genetische Ursachen haben. An Zöliakie oder Laktoseintoleranz litt er jedenfalls nicht. Christian Reiter vermutet, dass die Taubheit die Folge einer weiteren Infektionskrankheit war, wie es sie damals häufig gegeben hat.
Bei ihrer Untersuchung sind die Forscher noch auf einen spannenden Aspekt gestoßen: Ein Vorfahre in der väterlichen Linie Beethovens war wohl ein Kuckuckskind – immerhin kann man die Familie genetisch bis ins Jahr 1572 zurückverfolgen, wo ein gewisser Hendrik von Beethoven in Kampenhout, Belgien, gelebt hat.
Eine Schwäche hat die Studie laut Reiter allerdings: „Es wird behauptet, dass Beethoven keine Bleivergiftung hatte. Doch das ist eine falsche Schlussfolgerung.“ Die Studienautoren begründen diese – neue – These damit, dass die bleihaltige sogenannte „Hiller-Locke“ nicht vom Komponisten, sondern von einer Frau stammen würde. Diesen Irrtum kann Reiter, der auch als Gerichtssachverständiger arbeitet, aufklären: „Auch ich habe diese Locke untersucht und dabei Leimverklebungen gefunden, die diese weibliche Verunreinigung enthalten dürften.“
Reiter erklärt das damit, dass der 15-jährige Hiller, der im Jahr 1827 eine Locke vom toten Beethoven abgeschnitten hatte, diese seiner Mutter gab. Diese klebte sie mit Leim zusammen und hinterließ so ihren genetischen Abdruck. Dass die weibliche DNA in der Hiller-Locke von einer aschkenasischen Jüdin stammt, „spricht sogar für die Echtheit der Locke – schließlich waren die Hillers jüdischen Glaubens.“
Und noch etwas spricht für die Echtheit der Hiller-Locke: Die Bleikonzentrationen, die Reiter darin gefunden hat, stimmen mit denen im Beethoven-Schädel und denen in einer Locke aus dem Rollet- Museum Baden überein.
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