Zahi Hawass, ehemals Antikenminister und berühmtester Ägyptologe des Landes, kommentiert jedenfalls euphorisch: „Wenn wir Milliarden von Dollar gezahlt hätten, wären wir nicht in der Lage gewesen, Ägypten auf diese Weise zu promoten.“ Die ganze Welt werde 40 Minuten lang auf das Land schauen, denn so lange soll der Transport der Mumien dauern.
Egal, ob er recht hat oder nicht: Die königlichen Mumien waren einer d e r Publikumsrenner im alten Museum.
Ihre neue Heimstätte liegt im Süden – idyllisch an einem See – und hatte lange etwas von einer Geisterstadt an sich. Seit mehr als zwei Jahren ist das NMEC praktisch fertig, trotzdem war lange nur ein Saal mit Keramik aus der Frühzeit, einem ägyptischen Streitwagen und Schmuck in Betrieb; Besucher? Fehlanzeige! Wenn es in Vollbetrieb ist, „wird das NMEC die Geschichte Ägyptens erzählen“, sagt Hawass, auf dessen Initiative das Museum zurückgeht. „Die Stars werden nicht die mehr als 50.000 Artefakte von den frühesten Zeiten bis zur Neuzeit sein, sondern die Geschichte selbst.“
Irgendwie schien Hawass dann aber doch nicht ganz von der eigenen Idee überzeugt gewesen zu sein; sagte er doch im Interview mit dem KURIER: „Ich dachte mir, kein Mensch wird in dieses Museum kommen. Denn es liegt abseits, in Al Fustat.“ Darum habe er nachgedacht, wie man es trotzdem zu einem Anziehungspunkt machen könnte und hatte eine Idee: „Alle Königsmumien kommen dorthin!“, erzählt er.
Wobei Hawass aber diskret verschweigt, dass ausgerechnet die Mumie von Tutanchamun nicht transportfähig ist und in ihrem Grab in Luxor bleiben muss.
Als Howard Carter den Sarg öffnete, hat er festgestellt, dass die Goldmaske am Gesicht festklebte. Innen gab es 150 Amulette. Hawass: „Um an diese Amulette zu kommen, beschädigte Carter die Mumie. Sie ist Stückwerk, ausgenommen das Gesicht.“
Bildungsauftrag statt Nervenkitzel
Im NMEC wollen die Wissenschafter die Mumien ganz anders präsentieren. „Nicht mehr Nervenkitzel, sondern Bildungsauftrag. Wir werden neben jeder Mumie eine Statue des jeweiligen Königs aufstellen. Und Tafeln, auf denen beschrieben wird, was er in seinem Leben gemacht hat“, verspricht Hawass. Außerdem werden sich dort die Resultate der DNA-Analysen und anderer wissenschaftlicher Untersuchungen finden, etwa die Todesursache.
Zu diesem Zweck setzt man das ägyptische Mumienprojekt fort. Hawass: „Die 18. Dynastie (unter anderem Tutanchamun und seine Familie oder Hatschepsut, Anm.) ist bereits untersucht.“ Die Dynastien 19 und 20 sollen folgen. Siehe Geschichte hier:
Unterdessen wurde das Gebiet direkt vor dem Museum als Touristenattraktion deklariert, es gibt mehrere Straßen, die die Region erschließen, und das war auch dringend nötig, wieein KURIER-Lokalaugenschein vor zwei Jahren gezeigt hatte.
Die Mumien sollen nach ihrer Ankunft 15 Tage lang restauriert und für die Präsentation in den neuen Vitrinen vorbereitet werden. Die „Royal Mummies Hall“ hat man dazu wie die Gräber im Tal der Könige gestaltet.
Fluch der Phraraonen
Bleibt nur zu hoffen, dass nichts und niemand den tourismusaffinen Wissenschaftern die Show vermasselt: Auf Twitter spekulieren so manche jedenfalls bereits über einen neuen Fluch der Pharaonen, weil ausgerechnet jetzt, da sich Ägypten auf die königliche Mumienprozession vorbereitete, eine Katastrophen-Serie (der verstopfte Suezkanal, eine Zugkollision und ein Hauseinsturz) das Land heimsuchte.
Für alle, die schon neugierig sind Dieses Amateur-Handyvideo zeigt eine der nächtlichen Proben der Prozession:
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