Schülerin über zu junge Lehrkraft: "Erklären ist ihr größtes Problem"

Seit den Reformen der 60er Jahre hat sich das Bild von Schule radikal verändert
Was passiert, wenn Studierende zu früh die Verantwortung für eine Klasse haben, schildert eine Wiener Schülerin am Töchtertag.

"Das ist nun mal so", eine Antwort, die wir als Schülerinnen und Schüler im Mathematik-Unterricht oft zu hören bekommen. Eine Lehrerin, die noch nicht fertig studiert hat und nicht erklären kann, wie und warum man eine Formel anwendet. Der Unterricht ist zwar häufig gut geplant, aber das bringt Schülern mit Verständnis-Problemen nicht weiter, wenn nicht richtig oder überhaupt nicht erklärt wird.

Seit einem halben Jahr habe ich nun eine neue Mathe-Lehrerin. Vor wenigen Jahren hat sie selbst in meiner Schule maturiert und unterrichtet jetzt schon bei mir an der Schule. Unterrichten darf sie zum jetzigen Zeitpunkt nur die Unterstufe. Erklären ist ihr größtes Problem, und das bekommen auch wir zu spüren. Dabei werden die Schularbeiten immer schwieriger. Doch ohne vernünftige Erklärungen wird es immer härter für uns, Tests positiv abzuschließen. Den Stoff muss man sich nämlich entweder selbst beibringen oder man findet jemanden, mit dem man nach der Schule lernen kann.

Die Eltern können oft selbst die Themen nicht erklären, und nicht selten muss man auf Nachhilfe zurückgreifen. Die Kosten von Nachhilfestunden können oft bei 40 Euro liegen – jede Stunde merken die Eltern im Geldbörserl. Die Schule bietet auch Nachhilfe durch ältere Schüler an, mit denen man lernen kann – das kostet zehn Euro pro Stunde. Das ist für uns Schüler eine Erleichterung, aber es gibt nicht viele solcher Angebote für Schüler mit Mathematik-Problemen. Man kann außerdem nicht davon ausgehen, dass jeder Schüler dieses Geld hat.

Vielleicht sollte man das Mathematik-Studium auf Lehramt besser gestalten, um den Kindern den Unterricht zu bieten, den sie brauchen – und auch verdienen.

Schülerin, 14 Jahre, Wien

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