Biologisches Rätsel: Warum bohrt ein Lemur in der Nase herum?

Biologisches Rätsel: Warum bohrt ein Lemur in der Nase herum?
Einer Biologin gelang es, ein "Fingertier" beim Nasenbohren zu filmen. Jetzt stellt sich für die Forschung die Frage: Warum tut es das?

Ein Video, das Grundlage für eine Forschungsarbeit ist, sorgt derzeit für großes Aufsehen: Vor laufender Kamera bohrt ein Aye-Aye aus der Familie der Lemuren in der Nase herum.

Diese Aufnahme ist ist der Säugetierspezialistin Anne-Claire Fabre vom Naturhistorischen Museum Bern im Lemur-Zentrum in North Carolina in den USA gelungen. Die offene Frage ist allerdings: Warum?

 

Aye-Aye (Daubentonia madagascariensis) ist eine Primatenart aus der Gruppe der Lemuren. Sein deutscher Name lautet Fingertier, und "nomen est omen": Der Aye-Aye verfügt über einen extralangen, dünnen und äußerst beweglichen Mittelfinger.

Diesen führt er in seine Nasengänge ein, klaubt das Nasensekret heraus und leckt es ab. Anne-Claire Fabre und ihr Team konnten nachweisen, dass ihm dies mindestens zwölf Primatenarten gleichtun, darunter Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und natürlich Menschen.

Das Video zeigt, dass es der Primat nicht beim oberflächlichen Bohren belässt. Vielmehr schiebt er seinen Finger bis weit in den Rachenraum. Die offene Frage, die das Forschungsteam jetzt klären will, ist: Warum? 

Hat Nasenbohren für den Lemur positive Effekte?

Nasenbohren (Rhinotillexis) und das Verspeisen des Nasenschleims (Mukophagie) "gelten in unserer Kultur als eher eklige und unhygienische Angewohnheiten, die unter Umständen Krankheitserreger verbreiten können, und die bisher wenig erforscht sind", heißt es in einer Aussendung des Naturhistorischen Museums Bern.

Allerdings: "Diverse Studien haben in den letzten Jahren den positiven Effekt auf das menschliche Immunsystem untersucht und zeigen unter anderem, dass die orale Aufnahme von Nasensekret Bakterien von den Zahnoberflächen fernhalten und somit zur Erhaltung der Mundgesundheit beitragen kann."

Das Team des Naturhistorischen Museums in Bern möchte nun weiterforschen, wo die Geschichte des Nasenbohrens ihren Anfang nahm, und wie diese sich im Laufe der Evolution verändert hat. Über die neusten Ergebnisse schreibt Fabre fortlaufend im Journal of Zoology Blog.

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