Krieg aus der Perspektive des Weglaufens

Erster Weltkrieg: Zwei russische Deserteure werden von einem Soldaten wieder zurück in die Schützengräben getrieben
In Russland gibt es einen regelrechten Exodus junger Männer, seit Präsident Putin die Teil-Mobilmachung bekannt gegeben hat. Kein Novum: Fahnenflucht hat es immer gegeben.

Mitte des 18. Jahrhunderts – im Siebenjährigen Krieg – ging man vergleichsweise locker mit dem Problem um: „Es kam immer wieder vor, dass Leute desertierten“, berichtet der Militärhistoriker Manfried Rauchensteiner. „Die Seiten wurden aber weniger gewechselt, um dem Kriegsdienst zu entgehen, sondern weil die Gegenseite besser zahlte.“ Was jetzt nach Augenzwinkern klingt, war in Wahrheit zu vielen Zeiten lebensgefährlich. „Das Problem der Fahnenflucht hat es immer gegeben“, weiß Rauchensteiner. Mit den Weltkriegen gewannen Desertionen dann an Bedeutung. „Die österreich-ungarischen Fahnenflucht-Zahlen waren in den Kriegsjahren 1914 und 1915 an der russischen Grenze exemplarisch hoch. An der italienischen Front kam Fahnenflucht dagegen praktisch nicht vor."

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges haben die Diktaturen die Desertion dann sofort mit dem Tod bestraft.

von Manfried Rauchensteiner

Militärhistoriker

Auch den Zehntausenden jungen russischen Männern, die aktuell der Heimat den Rücken gekehrt haben, drohen heftige Strafen. Und das hat in Russland eine lange Tradition:

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