Haarprodukte und Föhn-Hitze: Forschende warnen vor gefährlichen Dämpfen
Erst kürzlich sorgten Meldungen über eine Klagswelle gegen den Kosmetikriesen L'Oreal international für Aufsehen. L'Oreal und anderen Herstellern wird vorgeworfen, Haarglättungsprodukte verkauft zu haben, die das Gebärmutterkrebs-Risiko bei Frauen deutlich erhöhen.
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Auch eine erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie rückt Haarstylingprodukte in ein schlechtes Licht: Demnach können sich Substanzen aus den Erzeugnissen durch Hitzeeinwirkung – etwa beim Föhnen, Locken oder Glätten der Haare – verflüchtigen und über die Atemwege in den Körper gelangen. Dort könnten sie wiederum schädigend wirken, heißt es im Fachblatt Environmental Science & Technology.
Freigesetzte Siloxane werden eingeatmet
Für die Studie haben Forschende der US-amerikanischen Purdue University das Verströmen sogenannter flüchtiger organischer Verbindungen (VOC – vom englischen Begriff Volatile Organic Compound) untersucht. Darunter Siloxane, die zur Familie der Silikone gehören und wegen ihrer glättenden Wirkung in Haar- und Körperpflegeprodukten eingesetzt werden.
Bislang wurde hauptsächlich die Freisetzung von Siloxanen aus Duschgels untersucht. Das Team der Purdue University wollte wissen, wie sich die Stoffe in der Raumluft verhalten, wenn die Produkte nicht wie bei der Körperpflege abgewaschen werden, sondern in den Haaren verbleiben und starker Hitze ausgesetzt werden.
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Um das herauszufinden, simulierte man ein kleines Badezimmer – die Forschenden richteten ein belüftetes Kämmerchen ein. Darin hantierten die Studienteilnehmenden dann mit ihren Haarpflegeprodukten – darunter Cremes, Sprays und Öle –, sowie dem Föhn, Glätteisen und Lockenstab.
Vor, während und nach dem Haarstyling maß das Team die VOC-Emissionen im Raum. Die Daten zeigten rasche Veränderungen der chemischen Zusammensetzung der Raumluft. Die Emissionen wurden von der Art des Produkts und der Haarlänge sowie von der Art und Temperatur des Stylinggeräts beeinflusst: Längeres Haar und höhere Temperaturen setzten größere Mengen an VOCs frei.
Und was hieß das für die Menschen in besagtem Raum? Das Wissenschaftsteam schätzt, dass die Probandinnen und Probanden bis zu 20 Milligramm an freigesetzten Siloxanen einatmeten. Wie sich das konkret auf die Gesundheit auswirkt, ist unklar. Studien über die langfristigen Auswirkungen der Siloxanbelastung auf die menschliche Gesundheit seien jedenfalls dringend erforderlich.
Lüften entfernt Substanzen aus dem Raum
Allerdings: In den Experimenten wurde durch das Einschalten der Lüftung der größte Teil der Schadstoffe innerhalb von 20 Minuten nach Beendigung der Haarpflegeroutine aus dem Raum entfernt. Die Wissenschafter und Wissenschafterinnen weisen darauf hin, dass diese Praxis wiederum die Außenluftqualität in dicht besiedelten Städten beeinträchtigen könnte.
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