Geraubte Maori-Schädel kehren heim: "Er war sich des Unrechts voll bewusst"

Koloniale Konfrontationen: Europäische Abenteurer raubten den Maori Artefakte und die Knochen ihrer Vorfahren. Mitunter wehrten die sich. 1809 plünderten sie die Brigg „Boyd“
Wenn Österreich dieser Tage menschliche Überreste an Neuseeland zurückgibt, wirft das ein Schlaglicht auf Sammlungen, die unter kolonialen Umständen erworbenen wurden.

„Zwei Maori, die schon europäisch genug waren, um für Geld ihre nationalen und religiösen Prinzipien zu verleugnen, führten mich nachts in eine Höhle bei Kawhia; dort fand ich vier Mumien, von denen zwei tadellos erhalten waren. Das Unternehmen war sehr gewagt, denn seine Aufdeckung hätte mich unfehlbar das Leben gekostet (...) Nun zieren diese beiden Maori-Ahnherren die ethnographische Sammlung des Wiener Naturhistorischen Staatsmuseums.“ So erinnerte sich Andreas Reischek 1924 an eines seiner Abenteuer in Neuseeland.

Geraubte Maori-Schädel kehren heim: "Er war sich des Unrechts voll bewusst"

Andreas Reischek stammte aus Linz und blieb lange in Neuseeland, wo er alles einsammelte

Der gelernte Bäcker und autodidaktische Tierpräparator sammelte von 1875 bis 1887 in Neuseeland alles, was ihm interessant erschien. 1889 wurde vieles im neu erbauten „k. k. Naturhistorischen Hofmuseum“ den begeisterten Besuchern präsentiert.

Heute ist der Zeitgeist ein anderer.

Nicht nur bei ikonischen Kunstschätzen, sondern auch bei naturkundlichen Sammlungen wird zunehmend hinterfragt, ob Stücke unter kolonialen Umständen ins Haus kamen. So auch im Naturhistorischen Museum Wien (NHM), das ein Forschungsprojekt gestartet hat. Im Rahmen des KolText-Projekts werden in einem ersten Schritt die anthropologischen Sammlungen aus Tierra del Fuego und Neuseeland analysiert. Was uns zurück zu Reischek bringt.

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