Erforscht: So grunzt eine glückliche Sau
Wir Menschen kennen das: Sobald wir jemandem begegnen, den wir kennen und mögen, verändert sich unsere Stimme. So zeigen wir, dass wir uns wohlfühlen.
Bei Schweinen ist das nicht anders, sagt die Verhaltensbiologin Sandra Düpjan. Woher sie das weiß? Die Forscherin aus dem deutschen Mecklenburg-Vorpommern hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz Europa Geräusche aus Ställen und Höfen zusammengetragen – insgesamt 7.000 Aufnahmen von 411 Schweinen wurden so gesammelt.
Das Forschungsteam hat dabei darauf geachtet, wie die Schweine in unterschiedlichen Situationen „sprechen“. Und den Forschern wurde schnell klar, wann die Tiere glücklich und wann sie verängstigt und gestresst sind: Suhlt sich das Schwein im Freien im Dreck, ist es offensichtlich glücklich – dann grunzt es viel kürzer und die Schwankungen in Lautstärke, Intensität und Tonlage sind weitaus geringer, als wenn es gestresst ist. Gibt es nämlich Kämpfe unter den Ferkeln oder werden die Tiere ohne Betäubung kastriert, wird das Grunzen lauter und auch die Tonlage ist eine andere. Oft wird es zum lauten Quieken.
„Wir haben hier also nicht die vordergründige Kommunikation unter den Tieren untersucht, sondern erforscht, wie sie dabei quasi nebenbei auch ihre Emotionen äußern“, erläutert Sandra Düpjan. Ihre Erkenntnisse können sich Landwirte zukünftig zunutze machen, ist die Biologin überzeugt: „Im Schnitt hat ein Bauer nur ein paar Sekunden pro Tier zur Verfügung. Da kann er gar nicht merken, wie es dem einzelnen Tier geht.“ Dabei wäre es im Sinne des Tierwohls wichtig, dass er das weiß und reagieren kann.
Nicht zu hören
Für das menschliche Gehör sind die feinen akustischen Unterschiede oft nicht zu hören. Deshalb wurde jetzt ein Algorithmus entwickelt, mit dem sich feststellen lässt, ob ein Schwein gerade glücklich ist oder nicht. Allerdings braucht es jetzt es noch jemanden, der den Algorithmus zu einer App weiterentwickelt.
Doch nicht nur die Geräusche der Schweine sind Forschungsgegenstand. Nutztierbiologen hören sich auch an, was die Rinder zu sagen haben. Hier geht es allerdings weniger um Emotionen, wie Sandra Düpjan erläutert. Die Forscher hoffen vielmehr, anhand der Tonlage erkennen zu können, wann die Kuh das erste Mal brünstig ist: „Den Zeitpunkt zu wissen, wann man sie besamen kann, ist für den Landwirt sehr wichtig.“ Da diese Besamung aber meist künstlich erfolgt, macht sie die Kuh aber wohl wenig glücklich – und sie macht kein Muh.
Kommentare