Der Einsatz basierte auf einer Direktive der Royal Air Force: Brandbomben sollten vermehrt über dicht bebautem Wohngebiet abgeworfen werden. Denn seit Sommer 1944 waren mehr Soldaten gefallen als jemals zuvor. „Die Heftigkeit der Bombardierung sollte den Widerstandswillen schwächen“, sagt Thomas Widera, Historiker vom Hannah-Arendt-Institut in Dresden. „Man wollte die Kapitulation erreichen, damit nicht bis zum letzten Mann gekämpft werden muss.“
Verheerende Luftangriffe auf Köln, Hamburg, Berlin und weitere 150 Städte hatten die erhoffte Wirkung verfehlt: Die Deutschen erhoben sich nicht gegen das Nazi-Regime. Und so wurde die sächsische Stadt eher zufällig Höhepunkt des Bombenkrieges.
Widera: „Dresden war zur Festung erklärt worden und sollte unbedingt verteidigt werden. Es ging um Kriegsziele wie Bahnanlagen. Die Alliierten wollten den letzten funktionierenden Verkehrsknotenpunkt ausschalten.“ Es gab zwar Industrie- und Rüstungsbetriebe, Hauptziel aber war die Altstadt mit ihren berühmten Bauten.
Kein anderer Bombenangriff ist so symbolisch geworden wie der vom 13./14. Februar: Das liegt an der Spekulation über die Toten.
Teil der NS-Propaganda war es, Horror-Zahlen zu verbreiten. Von 100.000 bis 200.000 Opfern, die im Feuersturm danach starben, war die Rede.
Historiker-Kommission
Nachdem Rechtsextremisten die falschen Angaben immer wieder verwendeten, wurde 2004 eine Kommission berufen, um die Zahl der Kriegstoten abschließend zu klären. „Mit vielfältigen Methoden “, sagt Widera, der Mitglied dieser Kommission war. Auch mit naturwissenschaftlichen: Forscher der TU Freiberg sollten anhand von Fundstücken aus den Kellern – Glas, Email, Steine – die Temperaturen klären. Denn eine wichtige Frage war: Ist es überhaupt möglich, dass 100.000 Menschen in der Hitze des Feuers rückstandslos verbrannt sind?Widera: „Horrorszenarien mit Temperaturen von mehr als 2.000 Grad Celsius geisterten herum“. Physiker und Brandschutzexperten kamen zu einem anderen Schluss: „Es gab weder auf der Straße noch in den Kellern, wo sich die Menschen aufhielten, Temperaturen, die ausreichen, dass Menschen rückstandslos verbrennen. Die bereits nach 1945 ermittelten Zahlen wurden bestätigt.“
Der Historiker war übrigens kein Befürworter des Wiederaufbaus der Frauenkirche. Die Ruine wäre ein wichtiges Mahnmal gegen den Krieg gewesen. „Wie die Gedächtniskirche in Berlin. Aber es geht immer wieder ums Vergessen. Man schaut halt lieber Glanz und Glamour des Barock an.“
Wobei gerade die Frauenkirche mittlerweile ein Symbol der Friedensbewegung geworden ist. Apropos Symbol: Das goldene Kreuz auf der monumentalen Kuppel wurde vom Sohn eines britischen Fliegers, der Dresden bombardiert hatte, geschmiedet.
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