"Die Impfpflicht ist ein stumpfes Schwert"

"Die Impfpflicht ist ein stumpfes Schwert"
Seit die Delta-Variante um sich greift, wird auch die Sorge größer, wie man Menschen dazu bringt, sich impfen zu lassen. Ein Blick zurück hilft.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Nazis es locker nahmen: 1936, nachdem endlich ein Impfstoff gefunden war, der die gefürchtete Diphtherie besiegen sollte, verzichteten sie auf eine Impfpflicht und setzten stattdessen auf Propaganda. Europa habe damals nach Kanada und in die USA geschielt: „Dort waren Plakate, Werbefilme sowie Radiobeiträge sehr erfolgreich und gingen mit einer hohen Impfquote einher“, erzählt der deutsche Historiker Malte Thießen. „Schon damals beobachtete man, dass Appelle, Aufklärung und Werbung viel effektiver sind als Druck“.

Statistik

Das kann der Impf-Auskenner sogar mit Daten nachweisen: „Man muss nur auf die verpflichtende Pockenimpfung und die zeitgleich freiwillige Diphtherieimpfung schauen oder auf die Polioimpfung, die Anfang der 1960er-Jahre eingeführt wurde: Da ließen sich weit über 90 Prozent bzw. bis zu 98 Prozent der Menschen impfen – freiwillig. Parallel dazu erreichte die verpflichtende Pockenimpfung nur 60 bis 80 Prozent.“

Geschichtliche Erkenntnisse, die für die Politik nützlich sind und in eine sachliche Debatte gehören, findet Thießen.

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