Wie die Beziehungs-App funktioniert
Die beiden nannten ihre Beziehungs-App Agapé. Diese sendet registrierten Paaren täglich eine Aufforderung, die zum Nachdenken und Reflektieren anregt. Fragen können etwa sein:
- „Was hat Ihr Partner in der letzten Woche getan und hat Sie zum Lachen gebracht?“
- „Beschreiben Sie eine Zeit, in der Sie dankbar waren, Ihren Partner an Ihrer Seite zu haben“
- „Wenn Ihr Partner einen Titelsong hätte, der ihn im Laufe des Tages begleiten würde, welcher wäre das und warum?“
- Oder auch ausgefallenere Fragen wie: „Welche einzigartigen Fähigkeiten würde Ihr Partner mitbringen, um eine Zombie-Apokalypse zu überleben?“
Sobald beide Partner auf die Aufforderung geantwortet haben, können sie die Antworten des anderen sehen, was möglicherweise ein tieferes Gespräch anstößt, „das Bewusstsein stärkt“ und „Momente der Verbindung“ fördert, erklärt Rogge, der in den vergangenen vier Jahren Pilotversuche mit über 4.000 Aufforderungen durchgeführt hat - basierend auf 40 Jahren Ehe- und Paarforschung.
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Wie effektiv ist die App? Ein wissenschaftlicher Test
Für die aktuelle Pilotstudie rekrutierten die Forscher 405 Liebespaare. 91 Prozent waren heterosexuell und die überwiegende Mehrheit (84 Prozent) in den Zwanzigern und Dreißigern. Die Paare waren im Durchschnitt seit 4,6 Jahren in ihrer aktuellen Beziehung, etwa ein Drittel war verheiratet. Während die meisten Paare einigermaßen zufrieden mit ihrer Beziehung waren, war dies bei etwa einem Drittel nicht der Fall.
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Während der Pilotstudie gaben die Paare zu Beginn grundlegende Beurteilungen zur Beziehung ab, lieferten innerhalb der App kürzere wöchentliche Checks über das Wohlbefinden und gaben am Ende des Monats nochmals eine Beurteilung der Beziehung ab. Die Teilnahmerate blieb durchgehend hoch: 99 Prozent der Paare nutzten die App durchgehend und 88 Prozent lieferten Folgedaten.
Wichtigste Erkenntnisse
- 80 Prozent der Teilnehmer berichteten von verbesserten Liebesbeziehungen: Negative Beziehungsfaktoren nahmen ab, während die Beziehungszufriedenheit und das Engagement zunahmen.
- 70 Prozent stellten eine Verbesserung ihres eigenen Wohlbefindens fest, etwa eine höhere Vitalität und eine bessere Lebensqualität bei gleichzeitig spürbarem Rückgang depressiver Symptome.
- Paare, die mehr tägliche Aufforderungen erfüllten, verzeichneten stärkere Zuwächse in der Beziehungsqualität.
- 93 Prozent sagten, die App sei angenehm und 74 Prozent sagten, sie sei einfach zu bedienen, was die Wahrscheinlichkeit einer regelmäßigen Nutzung erhöhen soll, so die Hoffnung der Forscher.
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Fazit der Forschenden: Die App eignet sich nicht nur für Liebespaare
Die Forschung befasst sich seit Jahrzehnten mit der Frage, wie Beziehungen verbessert werden können - allerdings ist es für Paare nicht immer einfach, Mediatoren oder Therapeuten aufzusuchen. Tipps und Handbücher zur Selbsthilfe sind zwar kostengünstig, aber die Motivation dranzubleiben, versandet oft schnell. Rogge ist von dem App-Projekt begeistert, denn „es hilft, meine Forschung in die Hände von Millionen Paaren zu bringen, und ich hoffe, dass es ihr Leben tatsächlich verbessern wird.“
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Obwohl sich die vorliegende Studie auf romantische Beziehungen konzentriert, könne die App auch dazu verwendet werden, sich Freunden oder der Familie näher zu fühlen. Dem Team zufolge lassen sich die Grundprinzipien, die den Bindungen von Paaren zugrunde liegen, auch auf andere Arten enger Beziehungen übertragen. „Die Nutzung der App mit mehr Menschen in Ihrem Leben wird wahrscheinlich noch größere individuelle Vorteile haben, weil wir wissen, dass die Verbindung mit anderen ein grundlegendes psychologisches Bedürfnis ist“, sagt Rogge.
Da Rogge und Okwudili beide Anteilseigner von Agapé Wellness Inc. sind, wurde die Studie im Rahmen eines Interessenkonfliktplans mit der University of Rochester durchgeführt. Die Daten und Materialien der Studie sind im Open Science Framework abrufbar.
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