Beginn der Fleischindustrie: Als das Fleisch aufs Fließband kam
Nachdem Upton Sinclair 1906 seinen Enthüllungsroman „The Jungle“ veröffentlich hatte, wurde er von US-Präsident Theodore Roosevelt zum Lunch gebeten. Und das war keine Ehre: Im Weißen Haus beschimpfte man ihn als „muckraker“ (Nestbeschmutzer). Der Grund für die Aufregung: Sinclair hatte den Alltag in der größten Fleischfabrik der Welt beschrieben. Die Yards in Chicago waren seit 40 Jahren Zentrum der Fleischverarbeitungsindustrie. Lohnsklaven aus Osteuropa arbeiteten dort laut Sinclair unter menschenunwürdigen Bedingungen.
Der Präsident wollte wissen, ob der „Nestbeschmutzer“ vielleicht doch recht hatte, und ließ die Fabrik überprüfen. Ergebnis: Alle erhobenen Vorwürfe bestätigten sich. Nur die Geschichte, dass ein Arbeiter in einen Kessel gefallen war und zu „Durhams Feinschmalz“ verarbeitet wurde, ließ sich nicht verifizieren.
Vorzeige-Projekt
Dabei war The Yard 1865 als Vorzeige-Projekt gestartet. Der Vorgänger des Fließbands, das Henry Ford erst Jahrzehnte später beim Autobau einsetzte, erlaubte einen Paradigmenwechsel. Es war der Beginn der „Technisierung der Fleischproduktion. In fünfstöckigen Schlachthäusern kamen die Schweine oben lebend an und unten als Steaks raus – jeder Arbeiter erledigt einen Schritt“, sagt Lukasz Nieradzik.
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