Verwirrung um Impfstoff-Wirksamkeit: Berlin stellt sich hinter AstraZeneca

Verwirrung um Impfstoff-Wirksamkeit: Berlin stellt sich hinter AstraZeneca
Der britisch-schwedische Konzern dementiert Berichte, wonach der Impfstoff nur eine Wirksamkeit von acht Prozent haben soll. Auch die deutsche Bundesregierung stellt sich hinter AstraZeneca.

Der britische Pharmahersteller AstraZeneca hat Berichte über eine sehr geringe Wirksamkeit seines Impfstoffs bei Senioren zurückgewiesen. Berichte, dass das Mittel bei Menschen über 65 nur eine Wirksamkeit von acht Prozent habe, seien "komplett falsch", teilte ein Sprecher am Dienstagmorgen mit. AstraZeneca verwies unter anderem darauf, dass die Notfallzulassung der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) ältere Menschen mit einschließe.

Eine Studie habe gezeigt, dass der Impfstoff auch bei Senioren eine starke Immunantwort auslöse. Allerdings heißt es in dieser Studie auch, dass es wegen geringer Fallzahlen noch zu wenig Daten zur Wirksamkeit bei älteren Menschen gebe.

Das deutsche Handelsblatt hatte zuvor berichtet, dass der gemeinsam von AstraZeneca und der Universität Oxford entwickelte Impfstoff bei Menschen über 65 Jahren nur zu acht Prozent wirksam sei. Man berief sich auf "Quellen innerhalb der deutschen Regierung".

Dementi aus Deutschland

Die deutsche Bundesregierung hat die Berichte über die geringe Wirksamkeit in der Zwischenzeit ebenfalls zurückgewiesen. Entsprechende Darstellungen könnten nicht bestätigt werden, teilte das Ressort von Jens Spahn (CDU) am Dienstag mit. Das Ministerium erläuterte, auf den ersten Blick scheine es so, dass Dinge verwechselt würden: Rund acht Prozent der Probanden der AstraZeneca-Wirksamkeitsstudie seien zwischen 56 und 69 Jahre alt gewesen, nur drei bis vier Prozent über 70 Jahre. Daraus lasse sich aber nicht eine Wirksamkeit von nur acht Prozent bei Älteren ableiten.

Zulassung Ende der Woche

Das Präparat des britisch-schwedischen Pharmakonzerns galt lange als Star unter den Impfstoffkandidaten. Auch Österreichs Politik setzte große Hoffnungen in die Zulassung des Vakzins. Es sollte die RNA-Vakzine von Biontech und Moderna ergänzen und den Weg in die zweite Impfphase ebnen, in der sich die Menschen auch bei den Hausärzten impfen lassen können. Auch weil der Impfstoff von Astra-Zeneca, anders als die RNA-Mittel, keine extremen Minusgrade bei der Lagerung benötigt. 

Erst gestern hatte Gesundheitsminister Anschober verlauten lassen, er erwarte erste Lieferungen des AstraZeneca-Impfstoffs ab dem 7. Februar. Beim „Steering Board Meeting“ zur EU-Impfstoffbeschaffung gab der Chef von AstraZeneca laut einer Aussendung des Gesundheitsministeriums am Montag bekannt, dass die Zulassung des Impfstoffs voraussichtlich Ende dieser Woche erfolgen soll.

Schon im Vorfeld hatte sich gezeigt, dass Astra-Zeneca im Gegensatz zu Pfizer/BioNTech und Moderna, die eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent gegen COVID-19 gezeigt haben, nur  62 bis 90 Prozent erzielten.

Gesundheitsministerium prüft

Nach Handelsblatt-Informationen prüft das deutsche Gesundheitsministerium bereits, ob die nach Alter gestaffelte Impfreihenfolge angepasst werden muss. Im ungünstigsten Fall ließe sich womöglich das Versprechen, jedem im Sommer ein Impfangebot machen zu können, nicht halten.

Am Montag gab zudem der US-Konzern Merck bekannt, dass er die Entwicklung eines eigenen Impfstoffs gestoppt hat. Und Moderna meldete, dass der eigene Impfstoff bei Mutationen seine hohe Wirksamkeit unter Senioren ebenfalls nicht bestätigen kann.

Kommentare