In drei Glasvitrinen am Museumseingang hat sie 81 Schaustücke der hauseigenen Sammlung einem klaren Plan folgend angeordnet. Gezeigt wird die Kulturgeschichte des Mitbringsels. In jeder Vitrine ist ein zeitlich wie thematisch eigener Abschnitt abgebildet, was auch für unbedarfte Besucher nachvollziehbar ist.
Der erste Schaukasten zeigt die Andenken von den frühen Pilgern: zum Beispiel Abzeichen, Kreuze oder Medaillen für all jene, die ihr Pilgerziel im spanischen Santiago de Compostela, in Mariazell oder auch in Sankt Corona am Wechsel erreicht haben.
„Die Mitbringsel“, erklärt Nora Witzmann, „sind Teil unserer touristischen Kultur. Sie sind ein Beweis dafür, dass man wirklich dort war.“ Damals wie heute bringt man sie aber auch nach Hause mit, um seine Nächsten zu beschenken – nicht zuletzt jene, die im Moment nicht verreisen können.
In der zweiten Vitrine sind künstlerisch gestaltete Trink- und Badebecher aus tschechischen, polnischen und österreichischen Kurorten ausgestellt, darunter schnörkelige Stücke aus Karlsbad, Marienbad oder Baden bei Wien. Während einer Kur wurden sie zum Wassertrinken verwendet, nach der Heimkehr befeuerten sie Erinnerungen.
Für die Volkskundlerin ist der Grat zwischen Kitsch und Statussymbol durchaus schmal. Meist hängt er von der Warte des Betrachters ab.
Im dritten Schaukasten ist eine echte Souvenir-Ikone zu bestaunen: die Miniatur einer Gondel aus Venedig. „Es gab eine Zeit“, erinnert sich Nora Witzmann, „da hatte es den Anschein, als würde diese kleine Gondel in fast jedem Wohnzimmer Österreichs an die Lagunenstadt erinnern“.
Die anderen Schaustücke belegen schön, wie sich der Radius der Urlauber im Laufe der Jahrzehnte erweitert hat: Neben dem Kaffeehäferl aus Hütteldorf ein Kaffeehäferl aus Mönichkirchen. Es folgen Hutanstecker aus Mondsee, Salzburg und Lienz in Osttirol sowie Holzpantoffel aus dem Böhmerwald, ein Henkelbecher aus Zakopane (Polen), Holzfiguren aus Lemberg (Ukraine) und nicht zuletzt eine russische Matroschka.
Als Dauerbrenner hat sich die Schneekugel bewährt. Auch die Kuratorin hat eine. Es ist übrigens kein Zufall, dass ihr die Idee zu dieser Ausstellung bald nach dem ersten Lockdown kam.
Ihre Beobachtung fasst sie so zusammen: „Plötzlich war für uns das Reisen nicht mehr möglich. Beim Aufräumen zu Hause stießen viele Leute auch auf die eine oder andere Urlaubserinnerung.“
Mitbringsel wurden auf die Waagschale gelegt: Wovon trenne ich mich, was möchte ich behalten? Vor allem die Billig-Plastikprodukte aus Fernost landeten in den Müllcontainern des Landes. Dagegen blieb manches private Präsent aus rein diplomatischen Erwägungen an seinem Platz, wurde aber von seinem Staub befreit.
Die unfreiwillige Auszeit vom Reisen mag schmerzhaft gewesen sein, sie bot immerhin die einmalige Chance, sich von absolut unliebsamen Erinnerungsstücken zu trennen – und darüber hinaus von Formen des Reisens, die im Zuge des Klimawandels nicht mehr zeitgemäß erscheinen.
Und was bringt die Kuratorin heute aus ihrem Urlaub mit? Nora Witzmann scheint mit dieser Frage gerechnet zu haben. Sie hat jedenfalls sofort eine klare Ansage parat: „Am liebsten lokal produzierte Lebensmittel. So gelingt es zum Beispiel, mit einer Flasche Olivenöl aus Griechenland den Urlaub zu verlängern.“
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