Als Österreich eine Filmgroßmacht war

Atelier der Sascha-Film in Wien-Sievering um 1920
Die große Kinowelt rund um Kate Winslet gibt sich aktuell ein Stelldichein in Wien. Das weckt Erinnerungen: Vor 100 Jahren zählte Österreich zu den führenden Filmproduzenten.

Im Jahr 1922 stand der Turm zu Babel am Laaer Berg in Wien Favoriten. Und das ist Sodom und Gomorrha geschuldet. Oder: Sascha Kolowrat. Der österreichische Filmpionier ließ hier, nachdem er in den USA den Monumentalfilm kennengelernt hatte, eine Filmstadt errichten und das größte Filmbauwerk in der Geschichte Österreichs dazu.

Damit der Superlative nicht genug: Mehrere Tausend (je nach Angabe 3.000 bis 14.000) Darsteller, Komparsen und Mitarbeiter waren bei Sodom und Gomorrha dabei. Das Budget wurde um das Fünffache überschritten. Und Kolowrat stieg mit dem Frühwerk von Michael Kertesz, der später in Hollywood als Michael Curtiz Karriere machen sollte (Casablanca), zu einem der erfolgreichsten europäischen Filmproduzenten auf.

Tatsächlich waren heimische Filmpioniere flott auf das neue Medium aufgesprungen: „Es gab bei uns bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Filmindustrie, die in den 1920er-Jahren relativ groß wurde“, erzählt der Filmhistoriker Stefan Schmidl von der Akademie der Wissenschaften.

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