Das Geschäftsmodell floppte zwar, seine Feldforschung über Westafghanistan aber nicht. Er etablierte sich als führender Experte für Land und Kultur und baute im Völkerkunde-Museum (heute Weltmuseum) die Afghanistan-Sammlungen auf – an die 2.500 Objekte.
Janata war ein Vorreiter. Als er Afghanistan entdeckte, gab es dort kaum westliche Wissenschafter. „Erst in den 1970er-Jahren starteten die Deutschen ein Entwicklungsprogramm und eine Flut von Forschern bekam Zugang, auch zu den ländlichen Gebieten“, erzählt Christine Nölle-Karimi, Afghanistan-Kennerin an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Österreicher in Afghanistan
Aus Österreich war Karl Wutt dabei und erforschte die „Architektur einiger Hindukusch-Täler“; Ludwig Adamec, österreichisch-US-amerikanischer Historiker, verfasste ein Who-is-Who des Landes, während Islamwissenschafterin Ingeborg Thalhammer-Baldauf usbekische Volkslieder in Nordafghanistan aufnahm.
Überhaupt: Afghanistan und die Musik! Bereits 1963 betrieb Österreich eine Musikschule in Kabul, an der auch Hermann Preßl ab 1966 lehrte. Rasuly: „Nebenbei hat er Beschreibungen der afghanischen Musik und Instrumente gesammelt. Wie Baldauf, stellte er die Tondokumente dem Phonogramm Archiv der ÖAW zur Verfügung.“
Afghanen in Europa
Wobei die Neugier auf das Fremde keine Einbahnstraße war. Nölle-Karimi berichtet, dass afghanische Herrscher im Gegenzug in den Westen kamen.
Und hier kommt wieder ein Österreicher ins Spiel, zumindest, wenn man Legenden glauben will: Emil Rybitschka, geboren in der Monarchie, geriet während des Ersten Weltkrieges in russische Kriegsgefangenschaft. In Mittelasien interniert – dorthin kamen Habsburg-Untertanen, weil man von da genauso schwer fliehen konnte wie aus Sibirien – tat Rybitschka genau das: Er brach aus und schlug sich nach Afghanistan durch.
Fantasie-reich
Über seine Erlebnisse veröffentlichte Rybitschka 1927 ein Buch mit dem Titel Im gottgegebenen Afghanistan. Als Gäste des Emirs. „Es liest sich so, als wäre er die rechte Hand des damaligen Königs gewesen, und hätte ihn zu seinen Modernisierungen inspiriert“, erzählt Rasuly und meint, dass das aber wohl eher ins Reich der Fantasie gehöre.
Die Geschichte von Carl Ludolph Griesbach ist dagegen wahr: Geboren 1847 in Wien, studierte er Geologie, untersuchte die Bodenschätze in Afghanistan und stieg 1888 zum Geologen des Emir Abdur Rahman auf.
Keine 100 Jahre später haben kriegerische Auseinandersetzungen fast alle Verbindungen zerstört. Nölle-Karimi: „Als 1978 die Revolution begann, blieben nur ein paar Verrückte, die sich mit dem Land beschäftigten.“ Heute sind auch sie Geschichte.
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