Wie Jimmy Carter seinen Krebs in Schach hält

Ex-US-Präsident benötigt keine Medikamente mehr.

Ein langer Applaus der Gläubigen in der Maranatha Baptist Church in seiner Heimatstadt Plains in Georgia, USA, rang Jimmy Carter, 91, ein Lächeln ab: „Vergangene Woche hatte ich eine mehr als zweistündige MRT-Untersuchung. Danach entschieden die Ärzte, dass ich keine weitere Krebsbehandlung mehr benötige“, gab er dort am Sonntag bekannt.

Der frühere US-Präsident hatte im Sommer 2015 offen über seine Krebserkrankung berichtet: In seinem Gehirn wurden vier kleine Krebsherde gefunden, Metastasen eines Melanoms (schwarzer Hautkrebs). Die Krebsherde wurden bestrahlt – gleichzeitig erhielt Carter von August bis Februar alle drei Wochen ein erst vor Kurzem zugelassenen Medikament (Pembrolizumab) zur Therapie von fortgeschrittenem schwarzen Hautkrebs.

Neue Ansätze

„Bis 2010 hatten wir gegen das fortgeschrittene Melanom nichts gehabt“, sagt Univ.-Prof. Hubert Pehamberger, Hautkrebsspezialist und Leiter der Uni-Klinik für Dermatologie der MedUni Wien/ AKH Wien. „Dann kam 2010 der ,Bang‘.“ Mittlerweile gibt es beim Melanom zwei neue Ansätze, „die bei einem Teil der Patienten zu sensationellen Ergebnissen führen und die Überlebenszeit um ein Vielfaches verlängern können“.

Und das sind die zwei Therapieprinzipien:

– Zwei Medikamente blockieren das Wachstum von Krebszellen, wenn diese eine bestimmte genetische Mutation aufweisen (bei 50 bis 60 Prozent der Melanome der Fall).
–Andere machen die Tumorzellen wieder für das Immunsystem besser sichtbar. Diese können sich nicht mehr tarnen und werden dem vollen Angriff der Abwehrzellen ausgesetzt – so auch durch jenen Antikörper, den Jimmy Carter erhalten hat und der in der EU erst seit Juli 2015 für die Melanom-Therapie zugelassen ist.

„Beide Strategien bringen zum Teil verblüffende Ergebnisse“, sagt Pehamberger. „Es sind dann keine Metastasen mehr nachweisbar.“ In diesen Fällen wird die Therapie abgesetzt, der Patient aber weiterhin regelmäßig untersucht. Sollten dabei wieder Krebszellen nachweisbar sein, wird die Therapie wieder aufgenommen.

Eindrucksvolles Beispiel

Jimmy Carter ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Wirksamkeit der neuen Therapien“, sagt Pehamberger und betont zugleich: „Leider profitieren nicht alle Melanompatienten. Und auch Langzeitdaten über viele Jahre hinweg fehlen uns noch. Trotzdem: Auch das, was wir schon bisher gesehen haben ist sensationell.“

Sehen Sie hier, wie das Medikament wirkt, das Jimmy Carter erhalten hat:

Wie Jimmy Carter seinen Krebs in Schach hält

Melanom in Zahlen

Bei 1600 Menschen wurde 2012 offiziell ein Melanom diagnostiziert. Die tatsächliche Zahl dürfte aber weit höher sein, so die Statistik Austria. Denn die Meldepflicht für Krebserkrankungen gilt nur für Krankenanstalten. Gerade aber Melanome werden auch im niedergelassenen Bereich therapiert.

Trotz lückenhafter Erfassung ist die Zahl gemeldeter Melanom- Erkrankungen seit Anfang der Achtzigerjahre (1983: 445 Fälle) stark gestiegen. 352 Menschen starben 2012 an den Folgen. Bei Männern ist der schwarze Hautkrebs am Oberkörper, bei Frauen an den Beinen am häufigsten.

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