Wie Gewaltopfer im Spital Hilfe bekommen

ARCHIV - ILLUSTRATION - Eine Frau versucht sich am (06.06.2012) in Berlin vor der Gewalt eines Mannes zu schützen. Der Platzverweis für prügelnde Männer hat sich in Baden-Württemberg nach Auffassung von Innenminister Gall (SPD) bewährt. «Das Instrument ist ein Erfolgskonzept und ein wesentlicher Fortschritt im Opferschutz», sagte Gall in einer Bilanz zehn Jahre nach Einführung der «Roten Karte» für gewalttätige Partner in einem dpa-Gespräch am Freitag 10.08.2012. Diese kann die Polizei zunächst für bis zu vier Tagen aus dem Umkreis des Opfers verbannen. Foto: Maurizio Gambarini dpa/lsw (Zu lsw Thema des Tages: «Innenminister zieht Bilanz: Platzverweis ist Erfolgskonzept» vom 10.08.2012) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Mitarbeiter haben Schlüsselrolle beim Ansprechen von häuslicher Gewalt. Neuer Film zur Schulung.

Vergewaltigt in der eigenen Wohnung. Vom Studienkollegen, der die hilfsbereite Unterstützung beim Lernen für eine Prüfung falsch deutete. Ein bisschen sucht die junge Frau die Schuld sogar bei sich selbst. Oder die Migräne-Patientin, die gegen ihren tobenden Ehemann nicht ankommt. „Immer hast du Kopfweh....“ Dass seine Frau weint, sich grundlos entschuldigt, während sie sich vor Schmerzen krümmt, berührt ihn gar nicht.

Erst im Gespräch mit Vertreterinnen der Opferschutzgruppe im Krankenhaus realisieren beide Frauen, dass sie Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind, und nehmen das Angebot von kostenloser Beratung und Info gerne an.

Dies sind nur zwei Beispiele aus einem betroffen machenden Doku-Film, der sich mit Gewalt gegen Frauen auseinandersetzt. Er wird am Freitag im Wiener Schikaneder-Kino (17.30 Uhr) präsentiert. Josef Hader spielt übrigens den erwähnten tobenden Ehemann. Kostenlos, weil ihm der Opferschutz wichtig ist. Die Doku soll beim Spitalspersonal die Sensibilität erhöhen und zur Schulung eingesetzt werden. Frauenhäuser-Geschäftsführerin Maria Rösslhumer: „Zum Ansprechen von Gewalt gehört auch Wissen.“

Initiiert wurde der Film vom Verein „Autonome österreichische Frauenhäuser“, finanziert durch Gesundheits- und Sozialministerium sowie Spender. Gedreht wurde im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien. Leiter Reinhard Pichler: „Ärzte und Pflegepersonal sind häufig der erste Kontakt für Gewaltopfer. Gewalt hat viele Gesichter und ist oft nicht leicht zu entdecken.“ Dazu kommt, dass der Aufbau von Opferschutzgruppen in Spitälern schleppend vorangeht.

Protokoll

Die speziell ausgebildeten Mitarbeiter helfen den zum Teil noch unter Schock stehenden Frauen dabei, das Erlittene in Worte zu fassen und genau zu protokollieren. Das ist besonders für ein polizeiliches und gerichtliches Nachspiel wesentlich, betont Andrea Berzlanovich vom Department für Gerichtsmedizin der MedUni Wien. „Auswirkungen von Gewalt finden in Anamnese, Diagnostik und Therapie noch immer viel zu wenig Beachtung.“ Mit einem neuen, standardisierten Dokumentationsbogen, den sie gemeinsam mit Polizei und Ärzten entwickelt hat, seien Verbesserungen gelungen.

Infos, wo Frauen Hilfe finden www.aoef.at

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