Wie ein Patientenanwalt den Trend zu "Dr. Google" sieht
Der eigenartige Fleck an der Innenseite der Wange war eine zufällige Entdeckung. Er sah aus wie ein Muttermal im Mund – und war schwarz.
Die Frage nach "schwarzer Fleck im Mund" ergibt auf Google mehr als 35.000 Antworten – die ersten vier führen zu Foren, wo über ähnliche Beobachtungen berichtet wird. Die einen bestätigen, es gibt Muttermale im Mund, die anderen mutmaßen, ein Blutbläschen. Alle haben Angst. Der vierte Link von Dr. Google vermeldet: "Mundkrebs, die unterschätzte Gefahr." In dem Online-Artikel steht, jeder Zweite stirbt innerhalb von fünf Jahren daran. Beim Zahnarztbesuch zwei Tage später ist der Fleck plötzlich weg. "Sie haben sich im Schlaf wahrscheinlich in die Wange gebissen, das kann schon passieren", sagt der Arzt.
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40 Prozent der regelmäßigen Internet-Nutzer suchen ein Mal oder mehrmals pro Monat auch nach Gesundheitsinformationen. Zwar ist jeder Zweite, der im Internet surft, davon überzeugt, dass solche Online-Gesundheitsinfos den Arztbesuch nicht ersetzen können. Allerdings: 36 Prozent sind bereits zumindest ein Mal nicht zum Arzt gegangen, weil die Symptome "gemäß der Internetrecherche harmlos waren". Das ergab zumindest eine Online-Umfrage des market-Instituts im Auftrag der Plattform credoweb.at.
Panik und Verharmlosung: Das sind zwei häufige Reaktionen nach der Konsultation des Internets zu Gesundheitsthemen. Andererseits helfen seriöse Informationen aus dem Web mittlerweile vielen, Befunde und Diagnosen besser zu verstehen – und sich besser auf einen Arztbesuch mit gezielten Fragen vorzubereiten, zeigt die Umfrage.
"Bei den wenigen Minuten, die ein Besuch beim Hausarzt dauert, ist es nicht selbstverständlich, dass alle Fragen strukturiert gestellt und beantwortet werden können", sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger.
"Nicht alleinlassen"
"Hier können qualitätsgesicherte Online-Angebote eine gute Unterstützung sein", betont Bachinger. Allerdings: "Man darf die Menschen damit nicht alleinelassen – was derzeit oft der Fall ist. Derzeit ist es oft so, wie wenn jemand ein Glas Wasser benötigt und die Feuerwehr ihn mit einem Kubikmeter Wasser überschüttet."
Hier sei auch die öffentliche Hand gefordert: Unabhängige Angebote wie gesundheit.gv.at müssten ausgebaut werden. Auch sogenannte "Symptomchecker" im Internet – man gibt die Symptome ein und erhält dann eine Erstinformation – seien bei einfachen Problemen nicht von vornherein abzulehnen, betont Bachinger.
Doch Bachinger betont: "Es gibt auch gute Beispiele, wo die Ergebnisse solcher Systeme besser waren als die von Ärzten. Denn es gibt immer mehr Leitlinien, die ein Einzelner gar nicht mehr verarbeiten kann. Qualitativ hochwertige Angebote ohne kommerzielle Hintergründe haben ein großes Potenzial. Das wird die Zukunft sein."
Eine Broschüre der Patientenanwaltschaft zum Thema "Wie finde ich seriöse Gesundheitsinformationen im Internet" gibt es hier.
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