Wie das Naturhistorische Museum zur Inventur der Natur beiträgt
Die Biodiversität weltweit ist unüberschaubar. Auch für Österreich sind keine exakten Zahlen zu den Pflanzen-, Pilz- und Tierarten vorhanden. Jeden Tag verschwinden Spezies, manche davon sterben aus, bevor sie entdeckt bzw. ausreichend dokumentiert wurden.
DNA-Untersuchen brauchen ein Netzwerk
Um Veränderungen der Biodiversität feststellen zu können, sind räumlich und zeitlich engmaschige Datennetze erforderlich. Eines der wichtigsten Werkzeuge bei der Inventur der Natur ist DNA-Barcoding. Dabei werden Arten anhand von genetischen Sequenzen bestimmt. Die österreichweite Initiative ABOL - Austrian Barcode Of Life - startet in die dritte Phase. Die Koordination liegt weiterhin beim Naturhistorischen Museum Wien, das Bundeministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung finanziert erneut die nächsten drei Jahre.
Die Bewältigung der globalen Biodiversitätskrise gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Nur international konzentrierte Aktivitäten können sich dieser stellen. Deshalb bilden sich gerade europäische und globale Initiativen, die sicherstellen sollen, dass standardisierte und international vergleichbare Daten schnell und vollständig verfügbar sind, um faktenbasiertes Handeln zu ermöglichen.
ABOL will 85 Prozent der heimischen Arten erfassen
In Österreich setzt sich die ABOL-Initiative seit 2014 für die genetische Inventarisierung der heimischen Biodiversität ein. Das Ziel, zumindest 85 Prozent der heimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten genetisch zu erfassen, ist durchaus ambitioniert, gilt Österreich doch mit ca. 75.000 bekannten Arten im europäischen Vergleich als besonders artenreich. Die tatsächliche Zahl ist jedoch unbekannt, vor allem in wenig erforschten Organismengruppen sind die Wissenslücken groß.
Relevant für den Naturschutz
Mit der genetischen Erfassung der Arten in Form von DNA-Barcodes wird ein öffentlich zugängliches „digitales Bestimmungsbuch“ geschaffen, das in vielen Bereichen praktische Anwendung findet. Welche Arten kommen in einem Schutzgebiet vor? Welcher Schädling hat die Bäume befallen? Welches Fleisch esse ich und welche Kräuter befinden sich in meinem Tee? Wie ist es um die Wasserqualität eines Flusses oder Sees bestellt? Für die Beantwortung solcher Fragen benötigt man eine genaue Artbestimmung, weshalb DNA-Barcoding vielfältig, z. B. im Naturschutz, der pharmazeutischen oder ökologischen Forschung sowie in der Schädlingsbekämpfung und der Qualitätskontrolle in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden kann.
Mehr als 40 nationale Partner
Die ABOL-Koordination als zentrales Element der Initiative treibt die Datenerhebung, die Qualitätssicherung und die Vernetzung zwischen den einzelnen Projekten, aber auch zwischen Grundlagenforschung und Anwendung voran. Mehr als 40 nationale Partner - Universitäten, Museen, Forschungseinrichtungen, Vereine, Schutzgebiete, DNA-Barcoding-Initiativen etc. - zählen zum ABOL-Netzwerk. Die DNA-Barcode-Datenbank ist eng vernetzt mit den wissenschaftlichen Sammlungen an naturkundlichen Museen. Die dort gelagerten Referenzobjekte garantieren Reproduzierbarkeit. ABOL stärkt damit die wissenschaftlichen Sammlungen und fördert deren Erweiterung durch viele aktuelle Exemplare, die in Freilandexkursionen der Projektparther gesammelt werden. Das Koordinationsteam vermittelt auch die Inhalte und Ziele der Initiative und deren wissenschaftlichen Hintergrund an die Öffentlichkeit.
Kommentare