WHO warnt vor "verstecktem" Zucker

Eine Tiefkühlpizza kann bis zu 20 Gramm Zucker enthalten
Verarbeitete Lebensmittel wie Tiefkühlpizzen oder Limonade sind oft "Zuckerbomben".

Sechs Teelöffel Zucker aus Cola, Ketchup, Tiefkühl-Pizza oder anderen verarbeiteten Lebensmitteln täglich - mehr sollten es laut WHO im Mittel nicht sein, wenn man gesund leben will. Mit dieser am Mittwoch in Genf veröffentlichten neuen Zucker-Richtlinie hofft die Weltgesundheitsorganisation, die global zunehmenden Probleme durch Übergewicht eindämmen zu können.

Zwar hebt die WHO ihre bisherige Obergrenze der Zucker-Schädlichkeit durch verarbeitete Lebensmittel von zehn Prozent der täglich konsumierten Kalorien pro Person nicht auf. Jedoch empfiehlt sie nun, diese möglichst auf fünf Prozent zu senken. Das entspricht etwa 25 Gramm oder sechs Teelöffeln. "Das Risiko von Übergewicht, Fettsucht und Karies wird reduziert, wenn die Zuckereinnahme unter zehn Prozent liegt", sagte WHO-Experte Francesco Branca.

Die WHO-Richtlinie bezieht sich nicht auf den natürlichen, in frischem Obst oder in Milch vorkommenden Zucker. Es gebe keine Beweise, dass dieser schädlich wäre. Verarbeitete Lebensmittel hingegen sind laut WHO oft "Zuckerbomben": In einer Dose mit gesüßter Limonade könnten allein schon 40 Gramm Zucker stecken, warnen die Experten. Und schon ein Esslöffel Ketchup enthalte oft einen Teelöffel Zucker.

Reaktionen

Vom österreichischen "forum.ernährung heute" kommen Bedenken zu den Empfehlungen. Diese lauten rund 25 g pro Tag, die einem Glas Fruchtsaft (250 ml) oder eineinhalb Portionen Honig (35 g) entsprechen. „Bedingte Empfehlung“ heißt, dass sie erst dann umgesetzt werden soll, wenn sie in den einzelnen Ländern für gesundheitspolitisch angemessen bewertet wurde. „In Bezug auf die Zahngesundheit bietet in Österreich ein weiterer Verzicht auf Zucker kaum effektives Potenzial“, sagt Marlies Gruber vom forum.ernährung heute.

Karies-Zahlen

Denn sehe man sich die WHO-Ziele zu Zahnkaries und den im Fünfjahres-Rhythmus erhobenen Status dazu in Österreich an, so zeige sich, dass hierzulande Mundhygiene großgeschrieben wird. Bei den Sechsjährigen sei seit 1996 ein deutlicher Rückgang von Milchzahnkaries zu verzeichnen. Über die gesamte Altersgruppe gesehen ist jedes zweite Kind kariesfrei. 80 Prozent der Kariesfälle konzentrieren sich auf ein Viertel der Sechsjährigen.

„Was Karies betrifft, so tragen nicht nur zuckerhaltige Lebensmittel zur Entstehung bei, sondern alle stärkehaltigen Nahrungsmittel, z. B. auch Brot, Reis oder Kartoffeln. Generell ist jedoch weniger die Art und Menge der Kohlenhydrate ausschlaggebend. Vielmehr kommt es auf die Häufigkeit des Konsums an. Ständiges Zwischendurchessen und -trinken bildet dabei die größte Gefahr für die Zähne. Ein Glas Wasser nach dem Snack oder nach gesüßtem Tee oder Saft hilft, vorzubeugen. Doch das wichtigste ist eine gute Mundhygiene. Im europäischen Vergleich kann Österreich hier gut mithalten“, erläutert Gruber. 98 % der Erwachsenen sagen laut aktuellen Zahnstatuserhebungen, dass sie ihre Zähne täglich reinigen.

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