WHO warnt: Antibiotika-Resistenz von Bakterien nimmt weltweit zu
Ohne dringende und koordinierte Aktion vieler Beteiligter steuert die Welt auf eine Nach-Antibiotika-Ära zu.“ Das sagte Mittwoch der stellvertretende Direktor der Weltgesundheitsorganisation, Keiji Fukuda. Die WHO warnt vor einer weltweiten Zunahme von Antibiotika-Resistenzen bei Bakterien: Dadurch verliefen bereits jetzt viele Infektionskrankheiten tödlich, die noch vor einiger Zeit vergleichsweise leicht bekämpfbar gewesen seien.
Im Zunehmen (auch in Österreich) sind Resistenzen bestimmter Darmbakterien gegen die Carbapeneme, Reserveantibiotika, die oft als letzte Mittel zur Verfügung stehen. Diese Bakterien produzieren ein Enzym (Carbapenemase), welches diese Reserveantibiotika inaktiviert. Sie können Infektionen in verschiedenen Organen (z. B. Lunge, Darm) auslösen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch andere Bakterien, die seltener als früher gegen Antibiotika resistent sind.
Einzelfälle, wo nichts mehr wirkt
„Es kommt auch in Österreich zu Infektionen, wo kein Antibiotikum mehr zur Verfügung steht, aber das sind Einzelfälle“, sagt Univ.-Doz. Petra Apfalter vom Nationalen Referenzzentrum für Antibiotikaresistenz am Krankenhaus der Elisabethinen in Linz. „In den allermeisten Fällen können wir die Patienten gut behandeln und stehen uns bei Resistenzen eines Medikamentes auch andere Präparate zur Behandlung zur Verfügung.“ Österreich liege bei der Häufigkeit von Antibiotika-Resistenzen im europäischen Mittelfeld. „Wir beobachten das sehr genau, es gibt in Österreich eine vorbildliche Überwachung der Resistenzsituation.“
In dem neuen WHO-Bericht wird auch Österreich genannt: Als eines jener Länder, in denen „Behandlungsversager“ der Geschlechtskrankheit Gonorrhoe mit „den letzten zur Verfügung stehenden Medikamenten, den Cephalosporinen der dritten Generation“ bestätigt wurden. Apfalter: „Das war ein einzelner Fall.“
Acht resistente Proben
„Wir sehen eine zunehmende Resistenz der Gonokokken (Erreger der Gonorrhoe) auf die derzeit empfohlene Cephalosporintherapie“, sagt Univ.-Prof. Angelika Stary vom Pilzambulatorium Wien. Im Auftrag der Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie hat sie knapp 2500 Gonokokken-Stämme untersucht. „Bei acht Proben gab es Resistenzen gegen die gängigsten Cephalosporine.“ Dies sei kein Grund zur Panik, aber „es ist wichtig, dass Ärzte nicht blind behandeln, sondern Bakterienproben immer auf Resistenzen untersuchen lassen.“ Als Behandlungsalternative gebe es dann immer noch die Möglichkeit, anstelle der Cephalosporine ein anderes Antibiotikum einzusetzen.
„Wir benötigen noch mehr Bewusstsein im Umgang mit Antibiotika“, betont Apfalter. „Das betrifft auch die Patienten, dass sie nicht bei jedem Infekt vom Arzt ein Antibiotikum fordern: Hier müssen wir noch mehr aufklären, dass ein Schnupfen keine bakterielle Infektion ist.“
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