Wenn Gelenke operiert werden

Gesundheits-Coach Dr. Martin Gruber beantwortete die Fragen der KURIER LeserInnen

Ich habe mir eine Sehne in der Schulter gerissen. Mir wurde eine „schlüssellochchirurgische“ Operation empfohlen. Was ist Schlüssellochchirurgie? Welche Vorteile bietet sie gegenüber offenen Operationsmethoden?

Die Arthroskopie – im Volksmund Gelenksspiegelung genannt – ist eine Operationsmethode, bei der über eine HD-Kamera mit Kaltlichtquelle und verschiedenen Optiken (30°/70°) der Innenraum eines Gelenks begutachtet werden kann. Das Gelenk wird mit einer Flüssigkeit bis zu einem Druck von 50-70 mm/Hg aufgefüllt, um die Einschätzung von Schäden zu erleichtern. Über zusätzliche Arbeitszugänge können dann verschiedene Operationen am Meniskus, an den Bändern oder am Knorpel durchgeführt werden. Arthroskopische Eingriffe sind gelenkschonende Operationen mit einem geringen Infektrisiko, verlangen aber vom Chirurgen ein ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen und viel Übung. Frische Sehnenrisse in der Schulter lassen sich in der Regel gut arthroskopisch versorgen.

Mein vorderes Kreuzband ist gerissen. Welcher Operationsmethode empfehlen Sie? Lässt sich diese rein arthroskopisch durchführen?

Der Riss des vorderen Kreuzbandes ist nach wie vor eine Verletzung, die die Lebensqualität im Allgemeinen und die Sporttauglichkeit im Speziellen stark beeinflusst. Die Entscheidung, ob eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes operiert wird, hängt im wesentlichen vom Alter des Patienten, von dessen täglichem und sportlichem Anspruchsniveau und von den Begleitverletzungen ab. Die Methoden zur Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes sind heute jeweils patienten­individuell zu wählen. Dieser Eingriff lässt sich in einem sogenannten arthroskopisch assistierten Verfahren durchführen. Hier werden über einen kleinen Hautschnitt Sehnen aus der Oberschenkel-Muskulatur entnommen. Danach wird über arthroskopische Zugänge eine Kreuzbandersatzoperation durchgeführt, bei der die Sehnen mittels verschiedener Techniken an den ursprünglichen Ansatzstellen neu fixiert werden.

Ich habe einen Knorpelabsprengung im Ellenbogen. Kann man dieses Problem arthroskopisch lösen?

Die Ellenbogenarthroskopie stellt eine besondere technische Herausforderung dar; durch die unmittelbare Nähe der Zugänge zu den Nerven, die den Unterarm und die Hände versorgen (N. Ulnaris, medianus und radialis) . Aber auch hier lassen sich durch exakte Planung und präzise chirurgische Technik ausgezeichnete Operationserfolge erzielen. Knorpelabsprengungen im Ellenbogen entstehen entweder nach einem Unfall oder nach einer sogenannten Osteonekrose (Mb. Panner) . Die dabei entstandenen freien Körper können sehr gut arthroskopisch geborgen werden.

Dr. Martin Gruber, Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie und Sportorthopädie. Teamarzt des österreichischen Skiverbandes (ÖSV)

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