Weniger Sterbefälle: "Wäre mehr drinnen"

Weniger Sterbefälle: "Wäre mehr drinnen"
Immer weniger Österreicher sterben an Krebs und Herzleiden - trotzdem fehlt es noch an Prävention.

Die Zahl schreckt auf: Weltweit hat sich in den vergangenen 30 Jahren die Zahl neuer Brustkrebsfälle mehr als verdoppelt. Weltweit erkranken jährlich bereits zwei Millionen Frauen an Brust- oder Gebärmutterhalskrebs. Die Hauptlast dieses Anstiegs tragen die Entwicklungsländer, ergab eine neue Studie. Ein Hauptgrund: Einseitige Ernährung und Übergewicht als wichtige Risikofaktoren nehmen deutlich zu, gleichzeitig mangelt es an Möglichkeiten zur Früherkennung.

Diese Entwicklung wird Anfang kommender Woche ein Hauptthema bei einem großen UN-Gipfel zum Thema nicht übertragbare Krankheiten (z. B. Herzleiden, Krebs, Lungenerkrankungen, Diabetes) in New York sein, an dem auch Bundespräsident Heinz Fischer teilnimmt: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt im Vorfeld vor einer deutlichen Zunahme dieser Leiden - und fordert Maßnahmen: Von Industriestaaten wie Österreich etwa gegen die steigende Zahl der Übergewichtigen vorzugehen oder Diabetes-Patienten besser zu versorgen.

Erfreulich

Weniger Sterbefälle: "Wäre mehr drinnen"

"In Österreich haben wir auf der einen Seite eine sehr erfreuliche Entwicklung: Die Todesrate durch Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen geht deutlich zurück", sagt Krebsspezialist Univ.-Prof. Christoph Zielinski von der MedUni Wien: "In der Onkologie etwa hat das sehr viel mit der hochspezialisierten Medizin in Zentren zu tun." - "In der Kardiologie können wir heute etwa Infarkte oder Bluthochdruck viel besser behandeln, die Überlebenschancen sind gestiegen", sagt Sozialmediziner Univ.-Prof. Michael Kunze. Fazit: Die Lebenserwartung steigt laut Statistik Austria pro Jahrzehnt weiterhin ungebremst um 2,5 bis drei Jahre: "Die Österreicher waren noch nie so gesund wie heute."

Unerfreulich

Doch das ist eben nur die eine Seite: "Es wäre noch viel mehr drinnen", sagt Kunze. "In der Krankheitsprävention gibt es noch Nachholbedarf, betont auch Zielinski. Denn laut einer neuen Studie des World Cancer Research Fund könnte fast ein Viertel der Krebserkrankungen durch gesünderen Lebensstil verhindert werden.

"Die Zahl der Übergewichtigen nimmt zu - übergewichtige Frauen haben aber ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs", sagt Zielinski. "Gleichzeitig sind unsere Anti-Raucher-Gesetze viel zu schwach, hier zeichnet sich ein großes Problem ab: Bei Frauen steigt die Lungenkrebsrate stark, weil sie deutlich mehr rauchen als früher. Die Politik müsste viel stärker vermitteln, dass Rauchen nicht unbedingt zum Lebensstil gehört." Nachholbedarf gebe es aber auch im Bereich der Impfungen: "Die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs könnte viel stärker propagiert werden."

"Maßnahmen zur Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen etwa - Bewegung, Gewichtsreduktion, Senkung von Bluthochdruck - sind auch Maßnahmen, die eine Demenz hinauszögern können", betont Kunze. Ebenso Diabetes, wo sich bereits ein Anstieg bemerkbar macht: "Das ist der Preis des westlichen Lebensstils."

Günther Leiner, Präsident des "European Health Forum Gastein": "Gegenwärtig fließen 97 Prozent der Gesundheitsausgaben in die Behandlung - aber nur drei Prozent werden in Prävention investiert. Das ist zu wenig."

WHO: So schneidet Österreich ab

Raucherland Laut neuestem WHO-Bericht werden in Österreich 91 Prozent aller Todesfälle von nicht übertragbaren Erkrankungen - also keine externen Ursachen wie Infektionen oder Verletzungen - verursacht. 46,2 % der Männer und 41,4 % der Frauen rauchen; 32,1 % der Männer und 40,3 % der Frauen sind Bewegungsmuffel.

Gesundheitsdaten 43,8 % der Bevölkerung haben einen erhöhten Blutdruck, 54,1 % sind übergewichtig, 20,9 % adipös (fettsüchtig), 62,2 % haben einen erhöhten Cholesterin- und 7,1 % einen erhöhten Blutzuckerspiegel.

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