Wie geht's den Männern, Herr Lehner?

Wie geht's den Männern, Herr Lehner?
Schwächelt das starke Geschlecht? Ein Männerforscher gibt Antworten

Sie sind wahrlich nicht zu beneiden. Sie werden im Schnitt öfter krank als die Frauen, machen seltener Matura, werden daher in Zukunft ihre lange unverrückbare Vormachtstellung im Beruf, im Staat und in der Familie einbüßen. Die US-amerikanische Journalistin Hanna Rosin läutete vor einem halben Jahr das „Ende der Männer“ in ihrem gleichnamigen Buch ein. Die Wirtschaftskrise habe schockstarre Männer zurückgelassen. Frauen kehren die Scherben zusammen. Sie ernähren die Familie. So lautet der Tenor. Der Wiener Psychoanalytiker und Werteforscher Erich Lehner bewertet ihre Thesen als populärwissenschaftlich. Aus seiner Sicht betrifft die Krise alle. Männer und Frauen haben Arbeitsplätze verloren. Dennoch: „Nach wie vor dominieren sie bestimmte Branchen, und Frauen arbeiten Teilzeit.“

Wie geht's den Männern, Herr Lehner?
CLUB 2 "Die Krise der Männer" Im Bild: Erich Lehner (Psychoanalytiker und Männerforscher). Der Macho ist bei den Frauen nicht mehr gefragt, aber der Softie auch nicht. Leistungsdruck, Stress und Angst vor Jobverlust, neue Rolle in der Familie - viele Männer fühlen sich überfordert. Warum leiden so viele Männer unter einer tiefen Identitätskrise? Und wie sollte er aussehen, "der neue Mann"? SENDUNG: ORF2, MI, 14.01.20009, 23:00 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung des ORF bei Urhebernennung. Foto:ORF/Ali Schafler. Andere Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der Abteilung ORF/GOEK-Photographie. Copyright:ORF-PHOTOGRAPHIE, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-14383.
Aber: „Es gibt mehr Frauen, die maturieren und an der Hochschule studieren. Frauen haben aufgeholt. Das sind allerdings nur Zahlen. Und wenn man später schaut, zeigt sich, dass weiterhin viele Männer in Machtpositionen stehen. Hier hat sich wenig verändert.“ Jene, die beruflich kürzer treten und als Vater ihre Kinder betreuen, sind in der Minderheit – fünf Prozent nehmen die Väterkarenz in Anspruch. Das Bild vom Mann, der Kinderwagen schiebt, bezeichnet Lehner als Phänomen des Bürgertums. „Das betrifft nur ein Milieu. Nur wenige kürzen dafür ihre Jobs.“

Kranker Mann?

Dass das Gesundheitsbewusstsein bei Männern nur schwach ausgeprägt ist, steht für Lehner außer Frage. Für den Forscher ist es eine Folge des Lebensstils. „Männer leben nach dem Prinzip: Wie funktioniere ich in der Gruppe. Sie achten weniger auf ihre inneren Gefühle, und das wirkt sich negativ auf ihre Lebenserwartung aus.“ Aber: „Es hat sich gezeigt, dass Männer gut auf Beratung in Betrieben ansprechen. Vor 20, 30 Jahren wäre das noch kein Thema gewesen. Zum Beispiel auf den Baustellen, da trag keiner einen Kopfschutz.“

Männergesundheit zu thematisieren, das versucht auch die Aktion „Movember“. Weltweit lassen sich Männer im November einen Oberlippenbart (englisch Moustache) wachsen, um für die Krebsvorsorge zu werben. Darüber hinaus sollte es heute auch um die Gleichstellung zwischen Mann und Frau gehen.

Erich Lehner plädiert für eine bessere Männerpolitik, die nicht darauf abzielt männliche Machtstrukturen zu fördern: „Sie soll Frauen in Berufen und Männer in ihrem Bewusstsein für Familie und Gesundheit stärken. Auch sollen die Fragen zu männlicher Gewalt aufgearbeitet werden. Denn Männer sind sowohl Täter als auch Opfer.“

Der Aktionstag: Der Weltmännertag ist ein Aktionstag, der seit 2001 immer am 3. November stattfindet. Er soll das Gesundheitsbewusstsein der Männer erhöhen. Ihre Lebenserwartung liegt im Schnitt sieben Jahre unter jener der Frauen. Neben Gesundheit geht es u. a. auch um Zukunftsfragen.

Die Gründer: Ins Leben gerufen wurde der Weltmännertag von Andrologen der Universität Wien. Gemeinsam mit Stadt Wien, Gorbatschow- Stiftung, Medical Connection und dem
Büro der Vereinten Nationen in Wien (UNOV).

Das ungesunde Leben: Als Ursache für die geringere Lebenserwartung wird das
geringere Gesundheitsbewusstsein der Männer genannt. Sie gehen seltener zum Arzt, rauchen mehr und trinken mehr Alkohol. Außerdem wird ein höheres Risiko und mehr Stress in den typischen Männerberufen attestiert.

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