Welche Heilungskräfte die Muskeln haben

Welche Heilungskräfte die Muskeln haben
Muskeln werden unterschätzt: Sie können mehr, als nur für Stabilität sorgen.

Haben Sie etwa schon einmal überlegt, durch welchen Impuls sich die Pupillen verengen und weiten? Dafür ist ebenso ein Muskel verantwortlich, wie im Innenohr, der sich bei großem Lärm zusammenzieht und so auf das Trommelfell wirkt.

Der menschliche Körper besitzt mehr als 650 Muskeln, die etwa 40 Prozent des Körpers ausmachen und Bewegung, Koordination sowie Stabilität überhaupt erst möglich machen: Die Muskulatur hat imposante Fähigkeiten, die meist als selbstverständlich gesehen werden.

Unterschätztes Organ

Welche Heilungskräfte die Muskeln haben
Kluge Muskeln Buch, Dr. Andreas Stippler
Deshalb spricht Orthopäde Andreas Stippler, Leiter des Ärztekompetenzzentrums an der Donau-Universität Krems, von einem "unterschätzten Organ". Denn Muskeln können noch viel mehr: Neueste Forschungen zeigen, dass sie sogar über ein eigenes Kommunikationssystem verfügen und wie ein Stoffwechselorgan funktionieren. "Bei Muskelbewegungen werden hunderte hormonähnliche Botenstoffe – die Mykoine – ausgeschüttet, die nicht nur lokal im Muskel wirken, sondern im ganzen Körper." Stippler vergleicht die Muskeln mit einer Hausapotheke: Sie regen das Immunsystem an, fördern die Neubildung von Blutgefäßen, das Wachstum von Nervenzellen und deren Verbindungen (Synapsen)im Gehirn. Diese muskeleigenen Botenstoffe könnten eine Erklärung dafür sein, warum körperlich aktive Menschen besser vor Demenz geschützt sind, sagt Stippler.

Krankheiten positiv beeinflussen

Durch Muskelaktivitäten lassen sich viele Krankheiten positiv beeinflussen. Neben Demenzerkrankungen zählen auch Parkinson, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder Osteoporose bis zum Krebsrisiko dazu. Myokine beeinflussen ebenso den Zucker- und Fettstoffwechsel sowie Entzündungs- und Entgiftungsprozesse.

Um diese Vorteile zu nützen, müssen die "Muckis" allerdings bewegt werden, betont Stippler. "Muskeln brauchen gezielte Reize. Spazierengehen ist zu wenig." Dazu kommt, dass die Muskeln in unserer "Sitzgesellschaft" zunehmend ihre natürlichen Funktionen verlernt haben. Paradoxerweise bemerken sie wir gerade dann: "Die Muskeln verkümmern, verkürzen und verursachen Schmerzen." Der Körper muss in dem Fall erst wieder lernen, sein natürliches Bewegungsprogramm abzuspulen.

Mehr Kraft fürs Alter

Freilich, im Lauf des Lebens verliert der Mensch Muskelmasse. "Je älter man wird, desto wichtiger werden Koordinationstraining und muskelaktivierende Übungen", sagt der Experte. "Spätestens ab 50 sollte man mehr auf Kraft als auf Ausdauer setzen." Die gute Nachricht: Die Muskelaktivierung funktioniert bis ins hohe Alter. "Muskeln sind formbar und veränderbar. Studien zeigen, dass ein 70-Jähriger über dasselbe Niveau verfügen kann, wie ein untrainierter 17-Jähriger."

Wenig ist oft mehr

Dabei geht es gar nicht darum, maximale Kraft und dicke Muskelpakete aufzubauen. "Muskeln lieben es bewegt zu werden. Damit sie ihre Vorzüge entfalten, reichen bereits zwei Mal pro Woche 20 Minuten Krafttraining." Vor allem der Stärkung der sogenannten Core-Region (Becken, Bauch, unterer Rücken) sollte dabei besondere Beachtung eingeräumt werden. "Sie hält den Körper stabil. Wenn man dieses Zentrum gezielt trainiert, ist schon viel gewonnen."

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Kluge Muskeln Buch, Dr. Andreas Stippler
Buchtipp: Andreas Stippler, Norbert Regitnig-Tillian, Kluge Muskeln. Wie Muskeln Ihre Gesundheit fördern und Sie um 20 Jahre verjüngen. delta X-Verlag, 17,90 €

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