Weißbüscheläffchen haben Sinn für Musik

Weißbüschelaffen erreichen eine Kopfrumpflänge von bis zu 25 Zentimetern, der Schwanz ist mit 30 Zentimetern viel länger.
Dass die Affenart ein Musikverständnis besitzt, zeigt ein Experiment von Biologen der Uni Wien.

Affen sind sensibel für einen wichtigen Aspekt der Sprache: Wie Kognitionsbiologen der Uni Wien im Fachblatt Evolution and Human Behavior berichten, reagieren Weißbüscheläffchen bei Tönen auf sogenannte strukturelle Abhängigkeiten, die auch in der Sprache existieren. Sie vermuten daher, dass auch der gemeinsame Vorfahre von Mensch und dieser Affen Sensibilität für zusammenhängende Töne hatte.

Musikverständnis

Sowohl beim Sprechen als auch beim Musizieren hängen die einzelnen Worte und Noten voneinander ab. So werde erwartet, dass ein Satz ein Nomen und das zugehörige Verb enthalte und dass eine Melodie aus aufeinander abgestimmten Tönen bestehe, heißt es in einer Aussendung der Uni Wien. Menschen können diese Zusammenhänge gut wahrnehmen - die Wissenschafter sprechen von "Sensibilität für strukturelle Abhängigkeiten" beziehungsweise "Abhängigkeits-Sensibilität".

In ihrem Experiment spielten die Forscher den Äffchen Hunderte verschiedene Ton-Sequenzen mit einer variablen Anzahl hoher Pieptöne vor, umrahmt von einem ersten und letzten Ton, die tief waren - was die strukturelle Abhängigkeit darstellte. Dann wurden den Tieren neue Tonfolgen vorgespielt: einerseits wieder von tiefen Tönen umrahmte Sequenzen, andererseits solche, bei denen der erste oder der letzte tiefe Ton fehlte - und damit auch die strukturelle Abhängigkeit.

Präferenz für Tonfolgen

Dabei überprüften die Wissenschafter mit Hilfe einer speziellen Software, die die Kopfbewegungen der Tiere verfolgt, bei welchen Tonfolgen die Äffchen zum Lautsprecher schauten. Es zeigte sich, dass sie bei Sequenzen mit Abhängigkeiten öfters zum Lautsprecher blickten. "Das war überraschend, weil Primaten in solchen Experimenten normalerweise stärker auf unerwartete Reize reagieren. Eine Präferenz für vertraute Sequenzen wird allerdings häufig in Studien an Kleinkindern beobachtet", so Vedrana Slipogor vom Department für Kognitionsbiologie der Uni Wien.

Für die Forscher suggeriert der Nachweis einer "Abhängigkeits-Sensibilität" bei den Tieren, dass dieser wichtige Aspekt der Sprache bereits im gemeinsamen Vorfahren von Weißbüscheläffchen und Menschen existiert hat. Die Weißbüscheläffchen gehören zu den Neuweltaffen, die sich vor über 30 Millionen Jahren von den Altweltaffen, zu denen auch der Mensch zählt, abgespalten haben.

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