Was Raoul Wallenbergs Todeserklärung bedeutet
Der "schwedische Schindler" - unter diesem Beinamen wurde Raoul Wallenberg weltbekannt. 1912 in Stockholm als Sohn reicher Industriellen geboren, arbeitete er unter anderem als Sekretär der schwedischen Gesandtschaft in Budapest. Und rettete während des Zweiten Weltkriegs Tausende ungarische Juden vor dem Holocaust. 1945 geriet Wallenberg in sowjetische Gefangenschaft und war seitdem verschollen. Nun erklärte ihn Schweden offiziell für tot.
Als Datum wählten die schwedische Steuerbehörde den 31. Juli 1952 - ein rein formelles Datum. "Juristisch mussten wir ein Datum mindestens fünf Jahre nach seinem Verschwinden wählen, und es gibt Lebensspuren bis Ende Juli 1947", sagte Pia Gustafsson von der schwedischen Finanzbehörde. Aus gesicherten Quellen ist allerdings bekannt, dass Wallenberg den 31. Juli 1947 sicher nicht überlebt hat.
Formal scheint der Fall nun beendet zu sein - dennoch ist bis heute unklar, warum Wallenberg von der Sowjetunion festgenommen wurde, auch über Ort, Zeitpunkt und Ursache seines Todes gibt es keine Informationen. Spekuliert wurde in den vergangenen Jahrezehnten genug. Zeugen meldeten sich, die ihn angeblich gesehen haben oder wussten, wo er begraben liegt. Nichts davon erwies sich als haltbar. Für die große Wallenberg-Familie ein Traumata, das sich über Generationen zieht.
Im Frühjahr beantragte ein Familienmitglied eine offizielle Sterbeurkunde: die schwedischen Behörden setzten daraufhin eine sechsmonatige Frist aus, gaben eine Suchanzeige auf. Niemand meldete sich. Dass Wallenberg nun im Sterberegister eingetragen wurde, ist aus der Sicht von Historikern nachvollziehbar und legitim. Immerhin können Angehörige Erbschafts- und Rentenansprüche geltend machen - zudem ist es eine Form des Abschließens. Und die würde sicherlich noch besser gelingen, wenn irgendwann einmal die näheren Umstände seines Todes ans Licht kommen.
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