Was der Arzt sagt, entscheidet

Klara (16) fasst sich in einer gestellten Szene an den Kopf. Selbst Kinder können bereits von Migräne betroffen sein.
Placebo wirkt auch dann schmerzlindernd, wenn Patienten um Scheinpräparat wissen

Die Information des Arztes macht den Unterschied: „Wenn er die Patienten gut informiert und ihre Erwartungen hoch hält, wirken Medikamente besser“, sagt Rami Burstein, einer der Autoren einer neuen US-Studie (Journal Science Translational Medicine). 66 Migräne-Patienten erhielten bei mehr als 450 Attacken entweder ein wirksames Medikament oder ein Placebo. Wurde den Patienten davor gesagt, dass es sich um ein sehr wirksames Präparat handelt, war die empfundene Schmerzlinderung stärker – auch bei den Placebos.

Allerdings erreichte insgesamt ein Placebo im Durchschnitt nicht die Wirkung einer echten Tablette. „Der Placebo-Effekt war aber für mindestens 50 Prozent der gesamten Schmerzreduktion verantwortlich“, so Co-Autor Ted Kaptchuk.

Teilweise sagten die Ärzte den Patienten auch offen, dass sie ihnen Placebos geben. Sogar in diesen Fällen berichteten diese von einer Linderung ihrer Schmerzen – im Gegensatz zu jenen Schmerzattacken, die gar nicht behandelt wurden.

„Auch die offene Gabe von Placebos kann einen therapeutischen Effekt haben“, so das Resümee der Experten vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston, USA. Sie vermuten, dass bereits das Ritual des Pillenschluckens bei manchen schmerzlindernd wirkt.

Erfahrungen bestätigt

Für Christian Wöber, Leiter des Spezialbereiches Kopfschmerz der MedUni Wien, bestätigen diese Ergebnisse seine Erfahrungen im klinischen Alltag: „Wenn wir den Patienten die positiven Eigenschaften eines Medikamentes gut vermitteln, können wir damit auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es wirkt.“ Dies sei auch der Grund dafür, dass aus seiner Beobachtung heraus in der täglichen Praxis der Nutzen bestimmter Medikamente größer ist als in kontrollierten Studien – wo die Patienten nicht wissen, ob sie ein Scheinpräparat oder eines mit einem echten Wirkstoff erhalten.

Bei aller positiven Vermittlung müsse man aber realistisch bleiben: „Wenn man ein Präparat als Wundermittel anpreist und es wirkt dann nicht, führt das zu einem gegenteiligen Effekt – die Patienten sind enttäuscht und gehen zu einem anderen Arzt.“ Nicht statthaft sei es, Patienten zur Therapie ein Placebo zu geben und dieses als echtes Präparat anzupreisen: „Es gibt aber eine Diskussion darüber, ob man Patienten ganz offen Placebos geben und ihnen sagen soll: ,Diese Tabletten enthalten zwar keinen Wirkstoff, aber sie helfen möglicherweise, Ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren‘“, so Wöber.

Das Ziel der akuten Therapie einer Migräneattacke ist, das Abklingen der Schmerzsymptome innerhalb von zwei Stunden. Dies gelinge bei rund 70 Prozent der Patienten, so Wöber. Langfristig sei das Therapieziel, die Häufigkeit der Anfälle um rund 50 Prozent zu reduzieren. Wie stark Migräne viele Menschen beeinträchtigt, zeigt eine WHO-Untersuchung, für die die Belastung der Menschen durch 289 verschiedene Krankheiten bewertet wurde: Migräne liegt dabei an 7. Stelle.

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