Warum Schlafen die Kreativität fördert

Warum Schlafen die Kreativität fördert
Wenig Schlaf gilt als Statussymbol der Erfolgreichen – jetzt bekommt eine Gegenbewegung Aufwind.

44 Filme in fast 17 Jahren – der fast manisch produktive Regisseur Rainer Werner Fassbinder (1945–1982) wurde nicht ganz zu Unrecht mit dem Spruch "Schlafen kann ich, wenn ich tot bin" bekannt. Sein Motto scheint noch immer Gültigkeit zu haben: Notorischer Schlafmangel ist zu einem Statussymbol erfolgreicher Menschen geworden. Zuletzt brüstete sich Donald Trump damit, mit extrem wenig Schlaf auszukommen.

Doch dagegen formiert sich nun eine Gegenbewegung. Ausgeschlafen zu sein macht nämlich noch erfolgreicher und kreativer, zeigen Untersuchungen. 2014 ortete etwa das Gottlieb-Duttweiler-Institut in der Schweiz eine Trendwende. In einer Allzeit-Bereit-Gesellschaft könnte ausreichender Schlaf sogar ein Trendfaktor werden – das next hot thing nach Bewegung, Yoga und gesunder Ernährung.

Leistung über alles

Für Experten wie die Wiener Psychologin und Schlafcoach Brigitte Holzinger ist der gesellschaftlich akzeptierte Schlafmangel noch immer ein Zeichen einer leistungsorientierten Zeit: Wer ganz oben ist, hat keine Zeit zum Schlafen. "Kein Mensch kann auf Dauer ohne Konsequenzen mit zu wenig Schlaf auskommen." Schlafmediziner Univ.-Prof. Bernd Saletu, MedUni Wien, bezweifelt, dass man mit wenig Schlaf produktiver ist. "Wir wollen das halt gerne glauben."

Studien zeigen, dass sich Schlafmangel tagsüber in Schläfrigkeit, schlechterer Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit widerspiegelt. Dazu kommt eine höhere Fehleranfälligkeit. Saletu: "Konzentration ist eine eindeutige Folge von Schlafmangel. Wenn man überdreht ist, kann man zwar durchaus schnell eine Leistung bringen. Aber man macht auch mehr Fehler."

Schlafbedürfnis

Es gibt allerdings unterschiedliche Schlafbedürfnisse. "Man überlebt auch mit viereinhalb Stunden eine gewisse Zeit. Aber um ausgeschlafen zu sein, gelten sechs Stunden als eigentliche Untergrenze", sagt Holzinger. Das ist jene Zeit, die die optimale Abfolge von Tiefschlaf- und Traumphasen ermöglicht. "Zu wenig davon hat eindeutig Folgen", betont Saletu. Für Holzinger geht durch zu wenig Schlaf die Erlebnistiefe verloren. "Man kann Dinge nur intensiv ausleben, wenn man richtig ausgeschlafen ist."

Der positive Nebeneffekt: Intensiveres Erleben fördert Kreativität und Entscheidungsempfinden. Das Potenzial erkennen jetzt auch einige Unternehmen. Die US-Versicherung Aetna zahlt Mitarbeitern, die regelmäßig mehr als sieben Stunden schlafen, Prämien. Dinge seien schneller erledigt, wenn die Leute präsent und vorbereitet wären. Überprüft werden die Schlafzeiten mittels digitaler Schlaftagebücher und Schlaf-Tracker.

Während die Einen noch mit ihrer kurzen Nachtruhe prahlen, propagieren andere Erfolgreiche wie Arianna Huffington, Gründerin der Huffington Post, seit neuestem den Sieben-Stunden-Schlaf, der ihre Kreativität steigern soll.

Freilich brauchte auch sie zuerst einen Zusammenbruch wegen Dauerübermüdung, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.

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