Warum ist der Penis krumm? Neuer Therapieansatz mit Potenzial

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Hinter einem gekrümmten Penis steckt oft eine gutartige Erkrankung – Betroffene können unter eingeschränkter Sexualfunktion leiden.

Probleme im Intimbereich von Männern sind noch immer sehr schambehaftet. Weist ein Penis eine gewisse Schieflage auf, ist das meist noch kein Grund, den Arzt aufzusuchen, daher gibt es auch kaum Zahlen dazu, wie viele Männer von einer Induratio penis plastica (IPP) betroffen sind.

Dabei handelt es sich um eine gutartige, erworbene Erkrankung der Bindegewebsschicht, die den Penisschwellkörper umgibt. Im Penis bilden sich Plaques aus kollagenhaltigem Bindegewebe, die verkalken können. Deshalb verliert das Gewebe an Elastizität und der Penis verformt sich. Typischerweise äußert sich dies durch eine Krümmung des Penis bei der Erektion.

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Narbenbildung nach Geschlechtsverkehr

Die Krankheitsursache ist nicht abschließend geklärt. Man geht davon aus, dass sich das Gewebe durch kleine Verletzungen entzündet, die zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr auftreten können, und diese zu einer örtlich überschießenden Narbenbildung führen. Eine genetische Veranlagung dafür gilt als wahrscheinlich.

In der akuten (entzündlichen) Phase treten häufig Schmerzen am Penisschaft auf, vor allem im erigierten Zustand. Wenn die Entzündung abgeklungen ist und sich kein weiteres Narbengewebe mehr bildet, setzt die stabile (chronische) Phase ein: Schmerzen sind dann seltener und der Penis verformt sich nicht mehr weiter. Zur spontanen Rückbildung kommt es allerdings nur in drei bis 13 Prozent der Fälle. Die Folgen können die Sexualfunktion einschränken und Betroffene auch psychisch belasten.

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Bisherige Ansätze

Studienergebnisse lassen vermuten, dass die Erkrankung häufiger vorkommt als bisher bekannt  meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Die IPP kann die Sexualfunktion erheblich beeinträchtigen und psychische Probleme zur Folge haben, bis hin zu Angststörungen und Depressionen. Zudem berichten viele Betroffene von Beziehungsproblemen.

Mangels wirksamer konservativer (medikamentöser) Therapien wird die Krümmung des Penis in der stabilen Phase zum Teil operativ behandelt, um die sexuelle Funktion wiederherzustellen. Allerdings können die Operationen selbst zu Funktionsstörungen, beispielsweise zu erektiler Dysfunktion führen.

Neuer Ansatz "mit Potenzial"

In Deutschland hat nun der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) damit beauftragt, die penile Traktionstherapie bei Personen mit einer Induratio penis plastica im Vergleich zu einer Behandlung mit anderen in Deutschland verfügbaren Therapien oder keiner Behandlung zu untersuchen. Die penile Traktionstherapie soll ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern, die Krümmung reduzieren und die Sexualfunktion wiederherstellen.

Dabei wird der Penis mittels kontrollierter Dehnung mechanisch mithilfe von Stangen-Expander-Systemen gestreckt, um das Bindegewebe über verschiedene Prozesse auf zellulärer Ebene zu remodellieren und dadurch die Krümmung zu reduzieren.

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Das IQWiG hat zwei randomisierte kontrollierte Studien identifiziert, in denen die Traktionstherapie mit keiner Behandlung verglichen wurde. In einer davon zeigt sich nach einer dreimonatigen Traktionstherapie, dass die Behandlung eine Peniskrümmung reduzieren kann. Offen bleibt aber, ob dieser Effekt anhält. Auch zu anderen Zielgrößen wie Schmerzen, sexueller Funktion, Belastung durch Symptome und Nebenwirkungen liefern die Studiendaten keine eindeutigen Ergebnisse. Daten zur psychischen Beeinträchtigung und gesundheitsbezogenen Lebensqualität fehlen. Deshalb sind nach aktuellem Kenntnisstand insgesamt Vor- und Nachteile der penilen Traktionstherapie unklar.

Erfolg sehen die Forschenden jedenfalls bei der kurzfristigen Reduktion der Peniskrümmung nach dreimonatiger Behandlung  vor allem, zumal es an alternativen und nachweislich wirksamen Behandlungstherapien fehlt. "Die Traktionstherapie könnte eine Alternative für Patienten darstellen, die wegen ihrer Krankheitsphase (noch) nicht für eine chirurgische Behandlung infrage kommen, oder für Patienten, die einen invasiven Eingriff aufgrund der damit verbundenen Risiken ablehnen", heißt es dazu im Abschlussbericht.

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