Warum eine Auszeit so wichtig ist
Haben Sie schon Ihren Urlaub geplant? Falls nicht, sollten Sie bald Pläne entwerfen. Denn damit ist bereits der erste Schritt zur Erholung getan. Der niederländische Tourismusforscher Jeroen Nawijn von der Erasmus-Universität in Rotterdam stellte das in einer Befragung von 1530 Personen fest. Jene, die einen Urlaub gebucht hatten, waren bereits Monate vorher heiter eingestellt.
Erholungsphasen sind heute wichtiger denn je
In einem immer schneller werdenden Arbeitsleben werden Erholungsphasen deutlich wichtiger. "Der Urlaub ragt subjektiv stark aus dem Jahresrhythmus heraus", sagt Dieter Zapf, Erholungsforscher an der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt am Main. "Die Ausrichtung auf diese Auszeit ermöglicht auch, sich neue Ziele zu setzen." Das setze auch positive Gefühle frei – egal ob ein Urlaub am Meer, in den Bergen oder eine Fernreise geplant wird.
Weniger Stresshormone
Dafür mehr Zeit anzuberaumen, ist aber nicht allein der größeren Entfernung derartiger Destinationen geschuldet. Schon in den 1980er-Jahren stellten schwedische Wissenschaftler fest, dass in arbeitsfreien Zeiten weniger Stresshormone wie Adrenalin im Körper zirkulieren. Abende und Wochenenden reichen oft nicht mehr, um sich vom täglichen Arbeitsstress zu erholen und abzuschalten. Psychologen sprechen von der sogenannten psychischen Ermüdung. "Normalerweise geht man davon aus, dass der Organismus Stress im Rahmen eines 24-Stunden-Rhythmus mit Schlaf-Wach-Phasen wieder ausgleichen kann", erklärt Zapf. "Bei Stress funktioniert dieser Modus nicht mehr." Studien zeigen auch, dass sich Arbeitnehmer im Verlauf einer Arbeitswoche zunehmend gestresster fühlen. "Die Stressbewältigung ist also abhängig davon, wie gut man sich erholen kann."
Alle Sinne beanspruchen
Eine länger andauernde Erholungsphase bietet ganz andere Anforderungen, die alle Sinne beanspruchen. Damit kommt nicht nur der Organismus wieder ins Lot. "Urlaub erhöht die Lebenszufriedenheit, Erschöpfung und gesundheitliche Beschwerden gehen zurück", sagt Zapf. Auszeiten vergrößern den Abstand zum Alltag und ermöglichen neue Impulse. Im Urlaub kann man endlich einmal etwas ganz anderes machen als die meist einseitigen Alltagsbeschäftigungen. Genau dieser Wechsel ist es, der uns wirklich entspannt, haben Forscher herausgefunden.
Zwei Wochen lang am Strand alle Viere von sich zu strecken, ist aber gerade für ein überanstrengtes Gehirn nicht ideal. Auch wenn es paradox klingt: Die Schaltzentrale Gehirn braucht kein reines Nichtstun, sondern schlicht andere Beschäftigungen als sonst, um leistungsfähig zu bleiben. Das ist klarerweise äußerst individuell. Wer etwa seinen beruflichen Alltag in einem hektischen Großraumbüro fristet, für den können bereits sanfte Meereswellen diesen Effekt bringen.
Neue Umgebung fördert Kreativität
Neue Umgebung, anderes Essen, fremde Sprache: Das entschleunigt nicht nur den Denkapparat und hilft bei der Regeneration, sondern fördert die Kreativität. Übrigens schon nach kurzer Zeit, fanden Neurowissenschaftler an der University of Utah in Salt Lake City heraus. Sie schickten eine Gruppe junger Menschen vier Tage in die Berge, die Vergleichsgruppe arbeitete in dieser Zeit. Danach mussten alle Kreativitätstests absolvieren. Die Ausflugsgruppe schnitt um 50 Prozent besser ab.
Um die Kreativität anzuregen, mag das ja reichen. Wenn es um die Regeneration allgemein geht, sollte man deutlich mehr Zeit einplanen. Zwei Wochen empfehlen Psychologen auf jeden Fall. "Mehr wäre in manchen Fällen wünschenswert, ist aber nicht immer machbar", sagt Zapf. Sicher ist: "Eine Woche ist zu wenig." Bei einem längeren Urlaub nehme man generell mehr Dinge in Anspruch, für die man Muße habe.
Der Alltag kommt schnell
Was Experten leider auch herausgefunden haben: Die Erholungskurve fällt relativ schnell wieder ab. "Nach 18 bis 25 Tagen ist ein großer Teil der positiven Effekte schon wieder verschwunden", betont Zapf. Manche Forscher räumen daher der täglichen und wöchentlichen Entspannung übers Jahr einen fast höheren Stellenwert ein als dem Urlaub.
Wie schnell die Urlaubserholung perdu ist, hängt offenbar nicht nur davon ab, wie stressig es im Job nach der Rückkehr wieder ist. Sondern auch, wie hoch die Qualität des Urlaubs selbst war. In Studien der Psychologin Jessica de Bloom zeigte sich: Wer seine Aktivitäten besonders genossen hatte, erhöhte den Entspannungsfaktor.
In diesem Sinne: Was auch immer Sie in Ihrem Sommerurlaub vorhaben, tun Sie es aus vollem Herzen. Und mit Genuss.
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