Vorsorge mit Nebenwirkung

Vorsorge mit Nebenwirkung
Ein Medikament zur Vorbeugung von Brustkrebs schädigt die Knochen. Gegen Rückfälle hat es dennoch seine Berechtigung.

Der Wirkstoff Exemestan wird seit Jahren zur Verhinderung von Rückfällen (Rezidiven, Anm.) bei Brustkrebs eingesetzt. In den USA ist er bei Hochrisiko-Patientinnen auch zur Vorbeugung eines Ausbruchs von Brustkrebs ein Thema – etwa, wenn es eine familiäre Vorbelastung oder wenn es bereits auffällige Befunde gibt.

Im ersten Fall hat sich der Einsatz von Exemestan bewährt. Bei dem zweiten Szenario gibt es nun Zweifel. Denn eine neue Studie kanadischer Forscher zeigt, dass der Wirkstoff zwar das Brustkrebsrisiko senkt, aber gleichzeitig stark zur Abnahme der Knochendichte beiträgt.

Der Brustkrebs-Spezialist Univ.-Prof. Christian Singer von der MedUni-Wien erklärt den Hintergrund: „Die weiblichen Geschlechtshormone schützen nach dem Wechsel die Knochen, aber sie tragen bei einigen Brustkrebsarten auch zum Wachsen des Krebses bei.“ Exemestan ist ein Aromatasehemmer – er führt dazu, dass die Bildung dieser Hormone unterdrückt wird. Damit sinkt das Risiko für Brustkrebs, aber die Knochendichte nimmt ab. Dies sei schon länger bekannt und werde bei der Behandlung von Brustkrebs-Patientinnen berücksichtigt.

Andockstellen

Laut Singer hat Brustkrebs in 70 Prozent der Fälle Andockstellen für weibliche Hormone – daher sei das für Betroffene ein guter Ansatzpunkt für eine antihormonelle Therapie mit z.B. Exemestan. Sie senkt das Risiko der Wiederkehr des Brustkrebses um 40 Prozent. Aromatasehemmer hätten zwar den Effekt des Knochenverlustes, aber das sei bekannt – daher würden auch regelmäßige Untersuchungen der Knochendichte verordnet. „Jede wirksame Arznei hat Ne benwirkungen. Hier gilt es, das Risiko Brustkrebs kontra Knochenbrüche abzuwägen.“

In der aktuellen Studie ging es allerdings nicht darum, eine Wiederkehr der Erkrankung zu verhindern, sondern ihren Ausbruch. Die kanadische Studie hat gezeigt, dass Exemestan das Risiko erheblich reduziert – nämlich um 65 Prozent. Allerdings nahm die Knochendichte bei den Studienteilnehmerinnen mit Exemestan um durchschnittlich 6,1 Prozent ab. Zum Vergleich: Bei der Placebo-Gruppe gab es lediglich einen Rückgang um 1,8 Prozent.

Früherkennung

Eine generelle Empfehlung für Frauen, vorsorglich Exemestan einzunehmen, ist nach Ansicht von Singer demnach problematisch – und für diesen Zweck bei uns auch gar nicht zugelassen. In Anbetracht der Verschlechterung des Knochenabbaus seien hier die Vor- und Nachteile gut abzuwägen. Außerdem gelte es Langzeit-Studienergebnisse abzuwarten: „Vor einem Jahr gab es in Bezug auf den präventiven Einsatz von Exemestan noch gar keine Hinweise auf eine Schädigung der Knochendichte. Jetzt doch. Man kann nicht sagen, was in den nächsten fünf Jahren noch herauskommt“, gibt Singer zu bedenken.

„Wir setzen daher auf Früherkennung.“ Demnach sollten Frauen ab dem 40. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre zur Mammografie gehen.

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