Vollmond als Schlafräuber

Die Attrappe einer Krähe zur Abschreckung anderer Vögel steht am Montag (06.02.2012) auf einem Hausgiebel bei Laatzen (Region Hannover), während am Horizont der Mond aufgeht. Auch in dieser Woche hält der strenge Dauerfrost in Deutschland an. Foto: Julian Stratenschulte dpa/lni +++(c) dpa - Bildfunk+++
Dass Menschen bei Vollmond schlecht schlafen, wurde jetzt erstmals wissenschaftlich nachgewiesen.Doch Schlafforscher zweifeln an der Studie.

Viele wollen es schon immer gewusst haben: Der Vollmond raubt den Menschen die Nachtruhe. Für die Wissenschaftler war diese weit verbreitete These nichts weiter als ein Märchen. Wissenschaftliche Studien konnten diese Theorie nämlich nie belegen. Bis jetzt.

Schweizer Forscher sind nun erstmals zu der Erkenntnis gelangt, dass der Erdtrabant dafür verantwortlich sein kann, wenn man sich des Nachts unruhig im Bett wälzt. Auf die Idee, dieser Frage auf den Grund zu gehen, kamen Chronobiologen der Uni Basel, als sie sich an einer Bar in einer Vollmondnacht ein Glas Bier gönnten. Das Team rund um Christian Cajochen musste dazu gar keine Untersuchung machen. Es hat einfach Daten einer bereits abgeschlossenen Studie zum Schlaf- und Wachrhythmus, an der sich 33 Freiwillige beteiligt hatten, nochmals ausgewertet. Sie schauten sich die Daten nochmals an und untersuchten, wie erholt sich die Frauen und Männer nach Vollmond- Nächten fühlten.

Fünf Minuten

Überraschende Entdeckung der Schweizer: Die Versuchspersonen brauchten in diesen Nächten im Schnitt fünf Minuten länger, bis sie die Augen zu machen konnten. Insgesamt haben die Probanden 20 Minuten weniger geschlafen. Und am anderen Morgen fühlten sie sich nicht so ausgeruht wie sonst.

Die Chronobiologen fanden sogar messbare biologische Anhaltspunkte für einen „Mond-Faktor“. Die Hirnaktivität zeigte, dass die Länge des Tiefschlafs abnahm. Zudem änderte sich der Melatonin-Spiegel. Dieses Hormon ist an der Steuerung von Schlaf- und Wachphasen beteiligt.

Die Forscher sehen jetzt den Beweis erbracht, dass Luna den Schlaf beeinflusst. Auf welche Weise ist laut Cajochen noch unklar: „Es hat sicher nichts damit zu tun, dass es bei Vollmond heller ist und der Körper folglich weniger Melatonin produziert. Die Probanden haben nämlich in völliger Dunkelheit geschlafen und waren sich auch gar nicht bewusst, in welcher Mondphase sie sich befinden.“

Viele Schlafforscher zweifeln aber an den Erkenntnissen der Basler Forscher. So etwa Wolfgang Mallin, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und -forschung: „Es gab schon viele internationale Studien zu diesem Thema. In keiner wurde ein Zusammenhang von Mondphasen und Schlafqualität gefunden.“

Lissabon bis Tallinn

Auch die Zahl von nur 33 Probanden lässt Experten an der Aussagekraft der Studie zweifeln: „In Europa haben Länder von Portugal bis Estland, von Schweden bis Italien eine Megastudie zum Thema gemacht. Dass der Vollmond den Menschen den Schlaf raubt, wurde dabei nicht bewiesen“, sagt Mallin. Warum sich der Mythos dennoch hält? „Wenn jemand glaubt, er kann in dieser Nacht kaum schlafen, schläft er schlecht“, vermutet er.

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